X
  GO
Eva Lohmann – Das leise Platzen unserer Träume

Cover des Buches Das leise Platzen unserer TräumeEin Haus auf dem Land. Das hast du dir immer gewünscht, Jule. Dazu ein wilder Garten, durch den eure Kinder rennen. So hast du dir das Glück vorgestellt.
Doch die Kinder sind nie gekommen.
Und dein Mann hat jetzt eine Affäre in der Stadt. Ihr Name ist Hellen, und Hellen denkt viel an dich. Vielleicht ein bisschen zu viel. Oft fragt sie sich, warum du und dein Mann noch immer zusammen seid. Wie zwei Menschen es so lange miteinander aushalten können, wenn ihre gemeinsamen Träume doch längst geplatzt sind. 

Aber von alldem hast du keine Ahnung, Jule. Du weißt nicht von Hellen und nicht von ihren Fragen. Noch nicht.
Noch sitzt du da, in deinem hübschen Garten, und überlegst, ob das, was du hast, vielleicht doch reichen könnte, um glücklich zu sein.

Ein empowernder Roman über das Loslassen von Lebensträumen, über Konventionen, Mutterschaft und Moral.
Ein leises Buch, das umso eindringlicher berührt!

Christian Handel - Rowan & Ash : ein Labyrinth aus Schatten und Magie

Cover des Buches Rowan & Ash

Sein Weg? Vorherbestimmt! Seine Verlobung? Arrangiert! Seine Gefühle? Verboten!

Seit seinem dritten Lebensjahr ist Rowan O'Brien mit der Kronprinzessin von Iriann verlobt. Für seine Familie bedeutet die Heirat viel, versprechen sich die O'Briens mit der Verbindung doch eine Rückkehr an die Macht. Aber im Vorfeld der Hochzeit sorgen Gerüchte für Verstimmung: Rowans enge Freundschaft mit der gleichaltrigen Magieschülerin Raven wird von missgünstigen Stimmen aufgebauscht und großgeredet. Dabei empfindet Rowan nichts als Freundschaft für Raven. Die Wahrheit ist viel komplizierter: Rowan liebt keine andere Frau, sondern den Königssohn Ash.

Gleichzeitig sorgt die Quelle der Magie, das Schattenlabyrinth, für immer mehr Fälle des unheilbaren Hexenbrands und stellt das Land vor eine schier unmögliche Entscheidung: Soll das Labyrinth versiegelt und somit die Magie für immer aufgegeben werden?
Oder gibt es vielleicht jemanden, der sowohl die Menschen als auch die Magie retten kann?

Fantasievoll und zugleich realistisch, einfühlsam und spannend erzählt Christian Handel hier eine Geschichte über Mut, Leidenschaft und verbotene Liebe. Er entführt uns in eine Welt mit einem interessanten, originellen Magiesystem und vielschichtigen Charakteren, die in einer sich verändernden Welt erwachsen werden und lernen, zu sich selbst und ihren Gefühlen zu stehen.
Sein Buch ist sowohl eine der besten Fantasy- als auch eine der besten queeren Liebesgeschichten, die es gibt!

Sanaka Hiiragi - Die Erinnerungsfotografen

Cover des Buches Die ErinnerungsfotografenDas Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein magischer Ort: Hier, an der Schwelle zum Jenseits, können die Besucher aus Fotografien ihren persönlichen Lebensfilm zusammenstellen. Hirasaka bietet dabei einen besonderen Service: Jeder Besucher erhält die Möglichkeit, zu einem bestimmten Moment seiner Vergangenheit zu reisen und eins der Fotos aufzufrischen. Ob eine einstige Erzieherin mit blasser Erinnerung ans Nachkriegs-Tokio, ein ermordetes Yakuza-Mitglied, das glaubt, nichts als eine bedauernswerte Schneise der Verwüstung hinterlassen zu haben, oder ein Mädchen aus perspektivlosen Verhältnissen – ihnen allen zeigt Hirasaka: Das Leben ist doch wunderschön, man muss nur im richtigen Moment hinsehen.

Drei seiner Besucher stellt uns Herr Hirasaka mit ihrer Lebensgeschichte vor. Sein ruhiger und unaufgeregter Erzählstil nimmt uns mit in diese wunderbare Zwischenwelt, die jedem Besucher noch einmal ermöglicht, seinen emotionalsten und wichtigsten Lebenspunkt zu erleben und zu genießen.
Was sich beinahe liest wie ein Märchen, steckt voller Weisheit, Lebensfreude, Klugheit und Weitsicht.

Buchtipp Dezember 2023

Cover des Buches Alte SortenSam Feuerbach - Der Unheiler (Minen der Macht ; 1)

Über 7 Ebenen gelangt man in die Tiefen von Grubenstedt. Dort suchen die Schürfer im Schlamm nach wertvollen Artefakten. Was sie jedoch finden ist die Leiche eines Menschen, der seltsame Pflanzen aus Mund und Augen wachsen. Dieser grauenvolle Fund ruft die Ringwache auf den Plan. Hauptmann Gunter verfolgt die Spur zum zwielichtigen Wirt Woulf, dem Aschling Rami und einer Diebin namens Kröte zurück. Die Ungeheuerlichkeit der Todesart zwingt den Hauptmann, die Todesmagierin Nasiima an den Ermittlungen zu beteiligen. Was sie entdecken lässt ganz Grubenstedt erzittern.

Toller Auftakt einer neuen Fantasyreihe. Die Charaktere sind skurril, unheimlich und verlogen. Zugleich aber sympathisch, ehrbar und mutig. Der Ort Grubenstedt  ein Moloch der übelsten Sorte. Lesespass und  Spannung  sind garantiert.

Buchtipp November 2023

Cover des Buches Alte SortenEwald Arenz - Alte Sorten

Es ist die Geschichte zweier Frauen, eine Geschichte über Freundschaft, landwirtschaftliche Arbeit, Anerkennung und das Erwachsenwerden.

Die Hauptfiguren sind Sally, 17 Jahre alt, und Liss, 30 Jahre älter.
Sally ist mit ihrem Leben unzufrieden, mit sich selbst und mit ihren Eltern, von denen sie in eine Anstalt für Essgestörte gesteckt wurde.
Liss hat einen Traktor, den sie nicht starten kann und bittet Sally um Hilfe. So begegnen sich die ungleichen Frauen. Liss lässt Sally ohne groß zu fragen bei sich im Hof übernachten. Aus dem geplanten Tag werden mehrere Wochen. Im Laufe der Zeit wächst eine fragile Freundschaft.

Aus der Vogelperspektive beschreibt Arenz langsam, behutsam, warmherzig und voller Empathie die Momente eines Lernprozesses.
Das Landhofleben wird  nicht als reine Idylle dargestellt. Auch die harten Seiten der Landwirtschaft werden nicht verschwiegen. Der Hof wurde in Unterfranken inmitten von Weinbergen platziert. Der Titel "Alte Sorten" bezieht sich auf alte Birnensorten, die Liss in ihrem Obstgarten hat: ungewöhnliche Birnen mit einem ganz besonderen Geschmack.

Der Autor Ewald Arenz hat englische und amerikanische Literatur studiert. Heute lebt und arbeitet er als Lehrer in einem Gymnasium in Nürnberg.

Buchtipp Oktober 2023

Cover des Buches FrankieJochen Gutsch, Maxim Leo – Frankie

Der verwitwete Schriftsteller Richard Gold möchte sterben. Er hat auch schon alles dafür vorbeireitet, da steht plötzlich der Straßenkater Frankie am Fenster seines Hauses. Unfähig, fortzufahren während der Kater ihm zusieht versucht Gold ihn zu verscheuchen, wobei Frankie verletzt wird. Von der Tierärztin wird er dazu verdonnert, den Streuner bei sich aufzunehmen, bis er wieder gesund ist.
Anfangs tut er dies nur widerwillig, auch weil es ihm nicht ganz geheuer ist, dass Frankie die menschliche Sprache versteht und auch sprechen kann. Doch mit der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine ungewöhnliche Freundschaft. Frankie nimmt das Leben trotzt vieler Schicksalsschläge stets leicht und zeigt Gold seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Außerdem lernen sowohl Frankie als auch Gold eine potentielle neue Gefährtin kennen… kann es so doch noch für beide zu einem Happy End kommen?


Durchgehend aus der Sicht des Katers geschrieben erzählen die beiden Autoren auf zugleich witzige und berührende Weise von Freundschaft, Liebe und dem steinigen Weg zurück in den Alltag und das Leben. Der außergewöhnliche und leicht schräge Schreibstil sorgt dabei dafür, dass man beim Lesen trotz der teilweise traurigen Thematik immer wieder schmunzeln muss.

Buchtipp September 2023

Cover des Buches Das Theater am StrandJoanna Quinn  - Das Theater am Strand

Dorset an der Küste Englands in den 20-er Jahren: Die junge Cristabel wächst zunächst in einer Patchwork-Familie heran, wird jedoch bald zum Waisenkind. Während ihre Stiefeltern auf ihren Landsitz Chilcombe dem ausschweifenden Leben frönen, bleibt die eigenwillige und wissbegierige Cristabel weitgehend sich selbst überlassen – wenig vertraut mit den gesellschaftlichen und kulturellen Werten jener Zeit. Einzig zu ihren Halbgeschwistern entwickelt sie eine enge Verbindung, insbesondere zu ihrem Halbbruder Digby.
Eines Tages wird ein toter Wal an die Küste gespült. Von Rechts wegen gehört der Wal dem Monarchen, doch die selbstbewusste Cristabel erhebt als Finderin Ansprüche. Zusammen mit ihren Geschwistern und einer Künstlerfamilie, die sich auf dem elterlichen Landgut niedergelassen hat, erbaut sie aus den Walknochen ein Theater. Fortan wird fleißig geprobt, und unter Cristabels Leitung wird das Walknochen-Theater zu einer kleinen lokalen Sensation.
Doch dann erreicht der Zweite Weltkrieg Großbritannien. Cristabel, ihre Geschwister sowie alle anderen Bewohner von Chilcombe zerstreut es in alle Richtungen. Als ihr geliebter Bruder Digby in Frankreich unauffindbar ist, schließt sie sich dem britischen Geheimdienst an und begibt sich auf die Suche. Aber werden Cristabel und ihre Geschwister jemals wieder Shakespeare in ihrem geliebten Theater am Strand aufführen?

Erinnert der mehr als zwanzig Jahre umfassende Familienroman zunächst an Downton Abbey, bricht die Realität des Krieges unerbittlich in diese vermeintliche Idylle.
Und so verfolgen wir in diesem schillernden und zugleich berührenden Roman Cristabels Weg in ihre Selbstbestimmung. Einfach eine wunderbare Geschichte – wunderbar geschrieben.

Buchtipp August 2023

Cover des Buches Die Meisterin der WachsfigurenAnna-Luise Melle  - Die Meisterin der Wachsfiguren

Die im Elsass geborene Marie Grosholtz erlernt von ihrem Onkel Philippe Curtius das Handwerk der Wachsbildnerei. Schon in jungen Jahren bringt sie es zu meisterhafter Perfektion und erregt mit ihren Büsten, Figuren und Tableaus große Aufmerksamkeit. Unter den Bewunderern ist auch Prinzessin Elisabeth, die jüngste Schwester König Ludwigs XVI. Sie ist es auch, die Marie im Jahr 1780 an den königlichen Hof nach Versailles holt, um von dieser das Fertigen von Wachsminiaturen zu erlernen.
Am Hof angekommen, muss Marie lernen, dass nicht alle Adligen ihr wohlgesonnen sind. Offene Anfeindungen seitens der Hofdamen, heimliche Intrigen, Tändeleien und Avancen der Herren machen der bürgerlichen Marie das Leben schwer. Doch die Liebe zu ihrer Arbeit und ihr Können retten sie durch die Jahre hindurch. Auch die Französische Revolution und das Abschlachten der Adligen und deren Verbündeten übersteht Marie ohne großen Schaden. Durch kluge Auswahl der ausgestellten Wachsfiguren rettet sie ihre Arbeit und bleit finanziell unabhängig.
1795 heiratet Marie den Architekten Francois Tussaud. Alles könnte perfekt sein. Doch Frankreich kommt nicht zur Ruhe. Napoleon Bonaparte führt einen Krieg nach dem anderen. So verlässt Marie Tussaud im Jahr 1802 ihre geliebte Heimat und zieht mit ihren Wachsfiguren nach England…

Ein leicht zu lesender biographischer Roman über eine Frau, die sich in der Welt der Männer behauptet hat und deren Werke noch heute -  über 200 Jahre später - auf der ganzen Welt bewundert werden.

Buchtipp Juli 2023

Cover des Buches Das PorzellanzimmerSunjeev Sahota  - Das Porzellanzimmer

1929 in Indien: Das Land strebt nach Unabhängigkeit von der verhassten Britischen Herrschaft der Krone, aber in der ländlichen Gegend und in den Familien ist die Tradition sehr stark ausgeprägt.
Wir begegnen der 15-jährigen Mehar. Mehar wird verheiratet mit einem Mann, der vor 10 Jahren für Sie ausgesucht wurde. In der Familie des Ehemannes will man Geld sparen, also verheiratet man alle drei Söhne gleichzeitig.
Mehar zieht gemeinsam mit zwei anderen jungen Frauen in das Haus der elterlichen Familie ihres Mannes ein.
Das Hochzeitsritual verlangt  tief verschleiert zu sein, weswegen die jungen Frauen nicht wissen, wen sie da heiraten. Die Hochzeitsnacht und die darauffolgenden Nächte werden von der Schwiegermutter zugeteilt in einem abgedunkelten und abgelegenen Zimmer, dem „Porzellanzimmer“.
Mehar ist neugierig, möchte das Geheimnis herausfinden und hat irgendwann eine Idee. Als sie glaubt an einem Indiz ihren Mann erkannt zu haben nimmt sie Verbindung mit ihm auf. So setzt sie eine unheimliche Reaktion in Gang.

Das Buch ist ein intensiver, leidenschaftlicher und unglaublich sinnlicher Roman der spannend, farbig und eindringlich von einer vergangenen Zeit erzählt, die in manchen Teilen der Welt noch nicht vergangen ist.
Es ist ein Roman über eine junge Frau, die sie sich nicht abfinden möchte mit der Rolle, die die Tradition ihr zugeteilt hat. Eine Frau die nach ihrem Glück sucht.

Buchtipp Juni 2023

Cover des Buches VergissmeinnichtKerstin Gier: Was man bei Licht nicht sehen kann (Vergissmeinnicht ; 1), Fischer Verl.

Was tut man, wenn man plötzlich Dinge sehen kann, die sonst keiner sieht?
Bis vor Kurzem hatte Quinn alles, was ein junger Mann sich wünschen kann: Er war beliebt, sportlich, hatte eine hübsche Freundin und Lasse, seinen besten Freund mit dem er sein Parcours-Hobby teilte. Doch dann trifft er auf dessen Party ein mysteriöses blauhaariges Mädchen, das ihn vor seinem magischen Schicksal warnt und ehe er sich versieht, wird er von einem fliegenden Monster wie aus einem Fantasy-Roman gejagt, das es eigentlich gar nicht geben sollte.
Nicht nur, dass er bei dieser Verfolgungsjagd schwer verletzt wird und deshalb bis auf Weiteres auf einen Rollstuhl angewiesen ist – er beginnt auch Dinge zu sehen und zu hören, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen: sich bewegende Tattoos, sprechende Gesichter in Büschen, die Grabinschrift eines außerhalb der Sichtweite jedes normalen Menschen liegenden Grabs…
Hinzu kommt, dass die einzige, die ihm glaubt und ihm bei der Suche nach Antworten helfen möchte, die uncoole Mathilda von den verhassten Martins von gegenüber ist. Oder ist sie vielleicht gar nicht so unsympathisch, wie er immer dachte?

Der Auftakt der neuen Trilogie der Bestseller-Autorin Kerstin Gier strotzt nur so vor Magie und zauberhaften Wesen, gleichzeitig wirken die Protagonisten aber natürlich und ihre Gefühle und Sorgen glaubhaft und unverblümt. Mit Quinn hat die Autorin eine tolle Hauptfigur erschaffen, die zwar mit ihren körperlichen Einschränkungen nach dem Unfall hadert, sich aber nicht unterkriegen oder bemitleiden lässt und jedem Leser Mut macht, zu sich selbst zu stehen.

Buchtipp Mai 2023

Cover des Buches Als die Welt zerbrachJohn Boyne: Als die Welt zerbrach, Piper Verl.

Gretel Fernsby ist bereits 90 Jahre alt, finanziell abgesichert und wohnt in London am Hyde Park. Die Witwe führt ein zurückgezogenes Leben. Außer zu ihrem Sohn und ihrer leicht dementen Nachbarin Heidi pflegt sie keine Kontakte. Denn mit ihren 90 Jahren trägt sie eine dunkle Vergangenheit mit sich – bereits fast ihr ganzes Leben lang. Gretel ist die überlebende Tochter des ehemaligen Lagerkommandanten von Auschwitz; und somit ist Gretel die Schwester von Bruno („Der Junge im gestreiften Pyjama“), der im KZ unter tragischen Umständen ums Leben kam. Gretel war damals 12 Jahre alt und nicht ganz unschuldig an diesem Unglück. Seither kann sie den Namen ihres Bruders nicht mehr aussprechen, kann das einzig verbliebene Foto nicht mehr ansehen.

Doch kann man seiner Familiengeschichte  und seinem schlechten Gewissen entfliehen? In Rückblenden erzählt Gretel von ihrer Flucht, zuerst nach Frankreich, dann nach Australien und schließlich England. „Ich war zwölf … ich war noch ein Kind“. Die Frage nach ihrer (Mit-)Schuld prägt sie für ihr Leben. Ihr Schutzwall bekommt Risse, als in der Wohnung unter ihr eine neue Familie einzieht. Henry, der kleine Sohn ist neun Jahre alt. Neun Jahre – so alt wie damals Bruno. Trotz ihrer innerlichen Widerstände freundet sie sich mit Henry an. Als Gretel bemerkt, dass Henry von seinem Vater misshandelt wird, kann sie nicht mehr wegsehen. Sie stellt sich ihrer Verantwortung – der ihrer Vergangenheit und der ihrer Gegenwart.

In seiner unübertrefflich feinen Sprache schafft es John Boyne erneut, die Erzählstränge aus Vergangenheit und Gegenwart perfekt zu verknüpfen und uns alle in den Sog seiner Geschichte hineinzuziehen.

Buchtipp April 2023

Cover des Buches ShortyJörg Maurer: Shorty, S. Fischer Verl.

Shorty ist ein hoffnungsloser Fall. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben und in Sachen Partnerschaft läuft es auch sehr schlecht. Momentan arbeitet er als Elektriker. Beim Verlegen elektrischer Leitungen hört Shorty plötzlich eine Stimme. Diese Stimme erteilt ihm einen Auftrag.

Statt durch die Erledigung der Aufgabe die Welt zu retten, stürzt Shorty alles und jeden um sich herum ins Chaos. Um alles wieder in Ordnung zu bringen, reist Shorty durch die verschiedensten Paralleluniversen. Gejagt von einer Spezies, die die Auslöschung der Menschheit fordert.

Jörg Maurer entführt den Leser in fremde Welten - abseits der gewohnten Jennerwein-Pfade. Auch das Genre hat von Krimi zu Science-Fiction gewechselt.
Was bleibt ist Maurers Liebe zur Sprache und die Lust, den Leser durch absurde Wendungen in die Irre zu führen.
Für alle Freunde der Satire.

Buchtipp März 2023

Cover des Buches VioletaIsabel Allende: Violeta, Suhrkamp Verl.

Violeta ist eine typische Isabel-Allende-Heldin: charmant, herzlich, kämpferisch, selbständig, pikant.  Sie  schaut auf ihr bewegtes Leben zurück,  das von Chiles politisch wechselvoller Geschichte, persönlichen Schicksalsschlägen und negativen Beziehungen geprägt war. Die Hauptfiguren sind Violeta und Camilo.
„Mein Leben ist es wert, erzählt zu werden, was weniger an meinen tugendhaften als an meinen sündigen Taten liegt, von denen Du viele nicht ahnst“, schreibt Violeta ihrem Neffen Camilo einem langen Brief.

Violeta heiratet einen Mann aus einer ultrakonservativen deutschen Einwandererfamilie:
„»Fabian ist ein guter Junge, anständig, fleißig, geradeheraus, er hängt an seiner Familie, wie sich das gehört, und der Tierarztberuf ist aller Ehren wert«, sagte Tante Pilar!“. (Aus Isabel Allende: Violeta)
Das Buch ist spannend und mit Violeta steht erstmals eine Hauptfigur Allendes nicht auf Seiten des gestürzten, linken Präsidenten Salvador Allende: Unternehmerin Violeta mag die Linke nicht sehr, hält sich aber raus aus der Politik. Der Perspektivwechsel gelingt der Autorin: Sie schildert, wie Violeta politisch Distanz wahrt – um mit jeder Regierung Geschäfte zu machen.
Wer das Buch liest, wird Isabel Allendes Violeta mögen. Ihr gelingt es, sich aus Abhängigkeiten zu befreien und so etwas wie „das kleine private Glück“ zu erreichen. Eine sehr gute Übersetzung aus dem Spanischen von Svenja Becker.

Buchtipp Februar 2023

Cover des Buches Komm zu nixTommy Jaud: Komm zu nix – nix erledigt und trotzdem fertig, S. Fischer Verl.

Comedy-Autor Tommy Jaud, bekannt unter anderem durch Bücher wie „Hummeldumm“ und „Resturlaub“, sollte eigentlich an seinem neuen Roman schreiben. Nur kommt er damit nicht weit, was nicht etwa an einer autorentypischen Schreibblockade liegt, sondern schlichtweg daran, dass er sich zu leicht durch die großen und kleinen Schwierigkeiten des Alltags ablenken lässt. Schließlich präsentiert ihm seine Frau, die ebenfalls Autorin ist, die rettende Idee: Warum nicht einfach in lustigen Kurzgeschichten über eben jene Situationen schreiben?
So kommt es, dass er den Lesenden in „Komm zu nix - nix erledigt und trotzdem fertig“ mithilfe von 17 auf halbwahren Begebenheiten beruhenden Gute-Laune-Stories den alltäglichen Wahnsinn vor Augen führt. In satirisch überspitzter Manier berichtet er von den Eigenheiten modernster Technik (auch bekannt als Saugroboter und Thermomix), von Werbeanrufen, Hotelbewertungen, Detox-Urlauben, „Zu verschenken“-Kisten am Gehwegrand und der Sendungsverfolgung eines bekannten Versanddienstleisters. Außerdem erfahren wir wie das Alkoholfasten des Autorenehepaars zu einer Hyperinflation führt, eine Steuerprüfung zu einem neuen Drehbuch und ein vergessener Witz dazu, dass er seinen Roman am Ende doch noch weiterschreibt. Viele der Geschichten beginnen dabei mit Situationen, die den meisten von uns bekannt vorkommen sollten, in die er sich dann aber auf komödiantische und völlig übertriebene Weise hineinsteigert.

Die witzige Geschichtensammlung ist für jeden Comedy-Fan eine äußerst kurzweilige Lektüre, für deren Entstehung es sich auf jeden Fall lohnt, dass Tommy Jauds nächster Roman wahrscheinlich noch eine Weile auf sich warten lässt.

Buchtipp Januar 2023

Cover des Buches Kalt und stillViveca Sten: Kalt und still, dtv Verl.

Es sind nur wenige Tage vor Weihnachten, als für die in Stockholm lebende Polizistin Hannah Ahlander die Welt zusammenbricht. Als sie sich weigert, einen kriminellen Kollegen zu decken, drängt sie ihr Vorgesetzter aus dem Polizeidienst. Zuhause wartet der nächste Schock. Ihr langjähriger Freund beendet die Beziehung für eine andere Frau und setzt ihr eine Frist zum Auszug aus der gemeinsamen Wohnung. Mit Hilfe ihrer patenten älteren Schwester flüchtet sich Hannah in die Berge nach Åre in das Ferienhaus der Familie. In dem beschaulichen Skiort versucht sie, Ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Als in der Nacht des Lucia-Festes die 18-jährige Amanda bei minus 20 Grad spurlos verschwindet, schließt Hannah sich den Suchtrupps an. Zugleich beginnt sie auf eigene Faust nachzuforschen. Mit ihren Erkenntnissen stellt sie sich Kriminalkommissar Daniel Lindskog  in Åre vor. Und tatsächlich wird ihr ermöglicht, befristet und offiziell bei der Polizei zu arbeiten und zu ermitteln.
Je tiefer Hannah jedoch in den Fall eintaucht, desto tiefere menschliche Abgründe und Tragödien tun sich auf.

In ihrer neuen Krimi-Reihe schickt uns Viveca Sten von den sommerlichen Schären in den nordischen Winter. Wie lange kann ein Mensch in dieser eisigen Kälte und bei andauerndem Schneefall draußen überleben? Gleichzeitig lässt uns die nordische Kälte die Einsamkeit und Verzweiflung aller in diesen Fall verwickelten Personen spüren, von denen Viveca Sten aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven erzählt.
Auch in diesem Serienauftakt verarbeitet sie wieder ein gesellschaftlich relevantes Thema, das jedem Leser spürbar unter die Haut geht. Und so wünschen wir uns weitere spannende Fälle rund um Hannah und Daniel.

Buchtipp Dezember 2022

Cover des Buches FreiheitsgeldAndreas Eschbach: Freiheitsgeld, Bastei Lübbe Verl.

Deutschland im Jahr 2064. Endlich ist es da – das bedingungslose Grundeinkommen. Niemand muss sich mehr Sorgen machen, dass er in die Armut oder gar die Obdachlosigkeit abrutscht. Und niemand muss eine Arbeit ausüben, die er nicht machen möchte. Jeder darf den lieben langen Tag kreativ sein oder auch faul. Alle dürfen das tun, was sie erfüllt. Dazu gehört auch das Nichtstun.
Roboter haben alle niederen Tätigkeiten übernommen. Sie arbeiten schneller, besser und umweltverträglicher als Menschen. Durch die Digitalisierung und Umstrukturierung ist alles besser geworden. Auch die Natur erholt sich langsam wieder.
Alles ist perfekt. Alle sind glücklich.
Und doch gibt es noch immer eine Polizei, die sich mit Steuerhinterziehern, Falschfahrern und Mördern beschäftigen muss. Oder handelt es sich bei allem nur um Zufälle und natürliche Todesfälle? Je länger Ahmad Müller ermittelt, desto tiefer wird er in einen undurchdringlichen Dschungel aus Intrigen, Lügen und Verbrechen hineingezogen. Die Verbrecher scheinen immer einen Schritt voraus zu sein. Und die Hintermänner spielen nochmal in einer ganz anderen Liga.

Wieder ein typischer Eschbach. Aktuell, kritisch, absolut lesenswert.

Buchtipp November 2022

Cover des Buches Die Passage nach MaskatCay Rademacher: Die Passage nach Maskat, DuMont Buchverl.

Cay Rademacher entführt seine Leser diesmal in die Zeit nach dem I. Weltkrieg. Es ist der Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger, in der noch niemand die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise erkennt. Noch bestimmen Luxus, Jazzmusik, Kokain und Frivolität das Leben, als die angesehene Kaufmannsfamilie Rosterg in Marseille an Bord des Ozeanliners Champollion in Richtung Orient in See sticht. Zu den illustren Passagieren gehören nicht nur eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin, ein mysteriöser römischer Anwalt, sondern auch eine adelige englische Lady, ein vermeintlich naiver amerikanischer Ingenieur und ein Schlägertyp der Berliner Unterwelt, sondern auch der traumatisierte Kriegsveteran und Fotoreporter der Berliner Illustrierten, Europas größter Zeitschrift. Als Reisereporter wird er von seiner Frau Dora begleitet, Tochter eben jener Hamburger Kaufmannsfamilie, die in Maskat mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens Handelsbeziehungen anzuknüpfen gedenkt. Mit von der Partie sind auch Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma Rosterg, Ernst, der von den Nazis begeisterte Sohn der Rostergs sowie der erste Offizier Dorgelès, die alle schon zu Beginne etwas zwielichtig wirken.
Die Ehe zwischen Jung und Dora steht nicht mehr zum Besten, Jung möchte die Fahrt auf dem Luxusdampfer nutzen, um die Beziehung zu seiner Frau aufzufrischen. Doch schon bald nach der Abfahrt aus Marseille verschwindet Dora spurlos, und für Theodor Jung wird die Reise zu einem Albtraum, denn nicht nur die Familie Rosterg, sondern auch andere Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora sei überhaupt gar nicht erst an Bord gewesen. Jung zweifelt zunächst an seinem Verstand, bis er mithilfe der Stewardess Fanny Nachforschungen anstellt, um mehr über Doras Verbleib herauszufinden. Wurde Dora ermordet? Jung geht nach und nach auf, dass er das Opfer eines mächtigen Komplotts ist.
Im Lauf der Passage nach Maskat geschehen weitere Verbrechen, mehrere Personen müssen ihr Leben lassen, unbegreifliche Ereignisse nehmen an Fahrt auf und die Situation wird immer brenzliger.

Nach seinen Provence-Krimis überzeugt der Autor auch diesmal als grandioser Geschichtenerzähler. Überzeugend lässt er die Zeit der Goldenen Zwanziger auferstehen, schildert eindringlich die Zeitumstände der Nachkriegszeit, den Hass der Franzosen auf die Deutschen, aber auch die Mode dieser Zeit, die Atmosphäre auf dem Schiff und die Schilderungen der Landschaften, die der Ozeandampfer ansteuert. Überaus sorgfältig recherchiert fühlt man sich beim Lesen auf dieses Schiff versetzt, mitten unter die interessanten Charaktere – natürlich nur in der Luxusklassen und nicht auf den unteren Decks.
Bis zum Ende bleibt der bildhafte Roman mit vielen Wendungen in der für Rademacher typischen gehobenen Ausdrucksweise abwechslungsreich und äußerst spannend.

Buchtipp Oktober 2022

Cover des Buches Girl in the WallsA.J. Gnuse: Girl in the Walls, Thiele & Brandstätter Verl.

In einer großen, alten Südstaaten-Villa in Louisiana lebt seit Kurzem die Familie Mason, bestehend aus Mutter Laura, Vater Nick und ihren beiden Söhnen Marshall und Eddie.
Was die Familie nicht weiß: Mit ihnen im Haus lebt heimlich das Mädchen Elise. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern hat sie sich in das Haus ihrer Kindheit zurückgeschlichen und lebt dort nun unbemerkt auf dem Dachboden, in Hohlräumen und den Zwischenräumen der Wände. Sind die Masons außer Haus, stiehlt sie sich das nötigste zum Überleben: ein paar Haferflocken zum Essen, einen Mantel als Decke, ein Buch zur Beschäftigung. Einzig ihr neuer Freund Brody, ein Junge aus der Nachbarschaft, der eines Tages während der Abwesenheit der Familie ins Haus einbricht, leistet ihr ab und zu Gesellschaft kennt ihr Geheimnis.
Irgendwann jedoch bemerken Eddie und Marshall seltsame Geräusche und fehlende Dinge im Haus. Als ihre Eltern ihnen nicht glauben wollen, dass etwas Seltsames vor sich geht, schmieden die beiden sonst ungleichen Brüder einen gemeinsamen Plan: Im Internet suchen sie sich Hilfe von einem Mann, der ihnen Glauben schenkt, nicht ahnend, dass die damit nicht nur Elise, sondern auch sich selbst und das Haus in große Gefahr bringen.

A.J. Gnuse hat mit diesem Roman eine ganz einzigartiges Buch über Familie, Freundschaft, Einsamkeit, die Psyche der Menschen und den Unterschied zwischen einem Haus und einem Zuhause verfasst, das mal emotional und mal so spannend ist, dass man es nicht aus der Hand legen kann.

Buchtipp September 2022

Cover des Buches Terra di SiciliaMario Giordano: Terra di Sicilia, Goldmann Verl.

Barnaba Carbonaro wächst als Sohn eines Taugenichts und einer Näherin Ende des 19. Jahrhunderts in Sizilien auf. Geprägt von einer archaisch-patriarchalen Welt bleibt Barnaba ewig in der Verehrung seiner Mutter, ja generell aller Frauen gefangen. Auch ihm droht das Schicksal, auf für alle Zeiten ein einfacher Landarbeiter, ein „carusi“, zu bleiben.
Doch den Kopf voller Träume und dem Wunsch nach einer eigenen Familiendynastie, gepaart mit einer großen Portion Mut und Ehrgeiz, geht Barnaba los, um seine Visionen zu verwirklichen. Dem Analphabeten gelingt es dank seiner mathematischen Begabung tatsächlich ein Firmenimperium aufzubauen. Er entwickelt sich zum wichtigsten Importeur für Mandarinen für den Münchner Großmarkt.
München wird ihm zur zweiten Heimat. Er verbringt immer längere Zeit in der bayrischen Stadt, findet Freunde, kommt zu großem Reichtum und kann auch hier nicht von den Frauen lassen. Und doch zieht ihn die Sehnsucht und der Duft der Mandarinen immer wieder zurück nach Sizilien. So wird er zum Getriebenen zwischen zwei Welten. Während die Familie, die sehr an ihm hängt, jedoch immer wieder in Sizilien zurückbleiben muss, begleiten ihn die Geister der Verstorben auf seinen Reisen. Mehrmals verliert Barnaba alles, jedes Mal steht er wieder auf.
Am Ende seines Lebens blickt der alte Mann im Kreise seiner Lieben und seiner Geister zurück auf diesen umtriebigen Jungen.

Mario Giordanos Familiensaga entführt uns in ein Sizilien voller Sonne und wunderbarer Düfte. Er erzählt uns von einer patriarchalischen Kultur, in der letzten Endes doch die Frauen das Sagen haben, einer Kultur, die viel von Unglück, Leid und Trauer geprägt ist und in der der Duft der Mandarinen unglaubliches Glück verheißt. Ein Buch, das man am liebsten auf einer kleinen Piazza in Catania bei Espresso oder Zitroneneis lesen möchte. Einfach wunderbar.
 

Buchtipp August 2022

Cover des Buches Ein Leben für das Wohl der TiereBeate Maly: Ein Leben für das Wohl der Tiere (Die Frauen von Schönbrunn ; 1), Ullstein

Wien, 1914: Emma Moser erfüllt sich ihren größten Traum, sie wird Tierpflegerin im Tierpark in Schloss Schönbrunn. Voller Hingabe kümmert sie sich um ihre Lieblinge.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kommen ungeahnte Probleme auf den Zoo zu. Fast alle Männer werden an die Front geschickt. Zurück bleiben nur alte Männer und Frauen.
Nicht nur die anfallenden Arbeiten müssen neu verteilt werden. Mit zunehmender Dauer des Krieges kommen auch neue Aufgaben dazu. Aufgaben, die kaum zu bewältigen sind. Denn wo sollen die Tierpfleger das Futter für die Tiere herbekommen, wenn es kaum etwas zu Essen für die Menschen in Wien gibt?

Doch den Wienern liegt ihr Zoo am Herzen, finden sie dort doch Ablenkung von den Grauen des Kriegsalltags. Und nicht nur Kinder erfreuen sich an den exotischen Tieren. So kämpfen Emma und ihre Kollegen um das Leben jedes einzelnen Tieres.

Ein leicht zu lesender Roman für die Sommertage vor einer historischen Kulisse, die ihresgleichen sucht.

Buchtipp Juli 2022

Cover des Buches NebelangstOlga Kosmale: Nebelangst, Piper Verlag

Der zwölfjährige Daniel Nygård verbringt im Sommer 1981 die Ferien auf einer düsteren Insel im Schärenmeer. Als mehrere Kinder spurlos verschwinden, geht unter den Einheimischen die Angst um. Per Zufall kommt Daniel dem Täter auf die Spur und wird in einen Sog des Bösen gezogen, der sein künftiges Leben bestimmen wird.
Sechsunddreißig Jahre später will Daniels Tochter Lilja wissen, wie ihr Vater ums Leben kam. Ihre Schwester, die als Schauspielerin an einem Theater arbeitet, fühlt sich zunehmend bedroht, und schnell wird klar, dass jemand die Aufführung sabotieren will. Das Theaterstück wurde von ihrem Vater allerdings vor seinem Tod geschrieben und Lilja entdeckt ein Geheimnis, das die Schrecken der Vergangenheit ans Licht holt und sie selbst erbarmungslos ins Dunkle zieht.

Die Handlung des gelungenen Debüts spielt auf verschiedenen Zeitebenen, die düstere Stimmung nimmt immer mehr zu, je mehr man als Leser von den Hintergründen Kenntnis nimmt. Der finnischen Autorin Olga Kosmale ist durch lebendige Beschreibungen und kantige, tiefgängige Figuren ein lesenswerter, spannender Roman gelungen, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart beeinflussen. Auf der Suche nach dem Schicksal des eigenen Vaters, gepaart mit der bedrohlichen Situation in der Gegenwart und rätselhaften Ereignissen in der Vergangenheit ist so ein lesenswerter Roman entstanden, der kein klassischer Thriller ist, aber garantiert Fans der Hulda-Trilogie begeistern wird!

Buchtipp Juni 2022

Cover des Buches Das Café der weisen KatzenAnna Sólyom: Das Café der weisen Katzen, Heyne Verlag

Mit gerade einmal vierzig Jahren steht Nagore vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens: Ihr Mann hat sie für eine jüngere Frau verlassen; die Arbeit in der gemeinsamen Galerie in London musste sie aufgeben und zurück in ihr Heimatland ziehen. In Barcelona angekommen stellt sich schon bald heraus, dass es gar nicht so leicht ist, eine neue Anstellung zu finden und so ist sie heilfroh, als ihre Freundin ihr einen Job in einem neu eröffneten Katzencafé vermittelt. Aus Geldnot ist sie da sogar bereit, ihre Katzenphobie hintenanzustellen.
Glücklicherweise ist ihre neue Chefin, die Japanerin Yumi, äußerst verständnisvoll und auch mit den Katzen, die meist eh am liebsten ihr eigenes Ding machen, kommt Nagore besser zurecht, als gedacht. Sogar ihre Fähigkeiten als Grafikdesignerin kann sie beim Verzieren der Getränke zum Einsatz bringen.
Und nicht nur das: Die ebenso gelassenen wie selbstbewussten Katzen geben ihr eine ganz neue Sichtweise auf das Leben und die Art, wie wir Menschen damit umgehen. So kommt es, dass nicht nur die Katzen, die Yumi aus dem Tierheim holt, bei den Gästen des Cafés ein neues Zuhause finden, sondern vielleicht auch Nagore.

Auf einfühlsame Weise zeigt „Das Café der weisen Katzen“, dass Glücklichsein im Leben das Wichtigste ist und dass es die verschiedensten, manchmal völlig unerwarteten Wege dorthin gibt. Die kurzen Kapitel und das spanische Setting machen das Buch zur perfekten Lektüre für warme Sommertage.

Buchtipp Mai 2022

Cover des Buches Das versunkene DorfOlivier Norek: Das versunkene Dorf, Blessing Verlag

Bei der Festnahme eines Drogendealers wird Capitaine Noémie Chastain schwer verletzt, eine Hälfte ihres Gesichts wird für immer entstellt bleiben. Die traumatisierte Kommissarin will nach wenigen Wochen der Regeneration ihren Dienst bei der Pariser Kripo wieder antreten, aber der Polizeichef möchte sie nicht mehr im Außendienst sehen, da er ihr die Leitung eines Teams nicht mehr zutraut. Sie wird deshalb befristet in ein kleines Dorf in Südfrankreich versetzt, um zu prüfen ob der Polizeistandort dort rentabel ist oder geschlossen werden kann.
Nach einigen beschaulichen Wochen tauchen kurz vor Beendigung ihres Aufenthalts in einer Tonne im Stausee die Überreste einer Kinderleiche auf. Nach der DNA-Analyse steht fest, dass es sich um eines der drei angeblich entführten Kinder handelt, die vor 25 Jahren verschwanden, als das alte Dorf Avalone geflutet wurde und die Bewohner dem neuen Stausee weichen mussten. Capitaine Chastain beginnt in diesem Cold Case zu recherchieren, der im Dorf tiefe Narben hinterlassen hat – und stößt auf die Vorgeschichte Avalones. Die idyllische Dorfatmosphäre wird bedrohlich, immer mehr Geheimnisse aus der Vergangenheit tauchen auf. Im Dorf kennt man sich untereinander, die Polizeibeamten sind ebenso provinziell wie der Bürgermeister offen rassistisch. Ein Verdächtiger war damals schnell ausgemacht, er wurde aber nie gefasst. Noémie stellt sich der Vergangenheit des Dorfes und begibt sich auf die Suche nach den beiden anderen verschwundenen Kindern.
Der mehrfach ausgezeichnete Autor entwickelt in seiner Mischung aus Drama und Krimi überzeugend Parallelen zwischen Avalone und Noémie und zeichnet mit nüchternem, aber intensivem Schreibstil glaubhafte Charaktere. So wie das versunkene Dorf immer mehr aus dem abgelassenen Stausee auftaucht, kommt auch die alte Noémie wieder zurück, sie wird wieder die hartnäckige, gestandene Ermittlerin.
Die geheimnisvolle und unweigerlich gespenstische Atmosphäre, die sich durch die verlassenen Dorfruinen unter der Oberfläche des Sees verbergen, können für sich allein überzeugen, bis zum schlüssigen aber unvorhersehbaren Ende gibt es etliche überraschende Wendungen.

Buchtipp April 2022

Cover des Buches Miss Veronica und das Wunder der PinguinePrior, Hazel: Miss Veronica und das Wunder der Pinguine, Goldmann Verl.

Veronica McCreedy ist 86 Jahre alt, steinreich und einsam.
Als sie eines Tages eine Fernsehreportage über Pinguine sieht, beschließt sie, ihr beträchtliches Vermögen einer Stiftung zur Rettung dieser bedrohten Tiere zu vermachen. Allerdings möchte Veronica die Arbeit der Stiftung begutachten. Also bucht sie Flugticket und Schiffspassage auf die Südlichen Shetlandinseln in der Antarktis.

Alles Argumentieren und Flehen der Wissenschaftler vor Ort hilft nichts. Die schrullige Veronica hat sich einen dreiwöchigen Besuch der Forschungsstation in den Kopf gesetzt und niemand kann sie mehr davon abbringen. Auch die unwirtlichen Gegebenheiten der Natur, die Beengtheit der Station oder die Gesellschaft von drei fremden Menschen können sie nicht schrecken. Als Schottin ist sie ja hart im Nehmen.
Veronica bringt das Leben der drei Forscher in der Antarktisstation gehörig durcheinander. Doch durcheinander heißt ja nicht unbedingt schlechter…

Ein herrlich skurriler Roman mit einer störrisch-schrägen Lady, einer übervorsichtigen Haushaltshilfe, einem  Enkel wider Willen, einem überarbeiteten Forscherteam und jeder Menge Pinguine.

Buchtipp März 2022

Cover des Buches 3 1/2 StundenKrause, Robert: 3 ½  Stunden, Rowohlt Taschenbuch Verl.

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“, betonte DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961.

Es ist der 13. August 1961. Am Münchener Hauptbahnhof steht der Interzonenzug D-151  zur Abfahrt nach Ost-Berlin bereit. Viele seiner Passagiere sind auf dem Weg zurück in die DDR. Da ist die junge Ostband (The) Finders, die ihren ersten Auftritt in der noch jungen Bundesrepublik hatte. Der ehemalige Flugzeugingenieur Gerd und seine Frau Marlis zusammen mit ihren beiden Kindern waren zu Familienbesuch in München. Ein älteres Ehepaar möchte die Urne des verstorbenen Bruders nach Dresden überführen. Eine Patchworkfamilie ist auf dem Weg ins Eheglück. Auch eine junge Turnerin und ihre Trainerin befinden sich im Zug; ihnen ist ein Ermittler auf der Spur.
In Berlin ersehnt unterdessen der Volkspolizist Paul, der an diesem Tag seinen 60. Geburtstag feiert, die Rückkehr seiner Tochter.
Pünktlich um 8:10 Uhr verlässt der Zug den Münchener Hauptbahnhof und begibt sich auf seine 3 ½ Stunden dauernde Fahrt bis zur Ostgrenze.
Plötzlich macht im Zug ein Gerücht die Runde: In Berlin wird eine Mauer gebaut und die gesamte Grenze wird dicht gemacht – endgültig – für immer.
Fassungslosigkeit, Angst und Entsetzen machen sich  im Zug breit. Was eben noch sicher erschien, wird plötzlich in Frage gestellt. Vergangenheit und Zukunft, ganze Lebensentwürfe, Sehnsüchte und Geheimnisse – alles wird seziert. Jeder  und jede Einzelne hat nun genau 3 ½ Stunden Zeit, die Entscheidung seines Lebens zu treffen.

Robert Krause greift ein Stück Zeitgeschichte auf, dem man sich nicht entziehen kann. Seine  Protagonisten in und außerhalb des Zuges sind in ihren Gedanken und Gefühlen äußerst authentisch. Die schnellen Szenen- und Personenwechsel ziehen den Leser wie einen Sog in diesen Mikrokosmos Zug. Dreieinhalb Stunden sind eine kurze Zeit.

Buchtipp Februar 2022

Cover des Buches Splitter aus Silber und EisCardea, Laura: Splitter aus Silber und Eis, Carlsen Verl.

Veris ist die Prinzessin des Frühlingsreichs, dessen Bewohner aufgrund eines magischen Paktes jedes Jahr das schönste zwanzigjährige Mädchen des Landes ins Reich der Winter-Fae schicken müssen. Nur so können sie sich vor den Herzen vergiftenden Eissplittern des Prinzen des Winters schützen. Was die Mädchen im Winterreich erwartet, weiß niemand, doch ihre Mission ist immer die gleiche: den Prinzen zu töten, um den Menschen endgültig Frieden zu bringen. Von dieser Mission ist allerdings ist noch keine von ihnen jemals wieder zurückgekehrt.
Als Schönste des Landes fällt diese schwere Aufgabe nun ausgerechnet Prinzessin Veris zu. Die aber ist nicht bereit, sich einfach so ihrem Schicksal zu ergeben und schmiedet im Laufe ihrer Gefangenschaft im Winterpalast eigene Pläne: Um den Winter-Prinzen zu besiegen, möchte sie ihm näherkommen und sein kaltes Herz zum Schmelzen bringen. Er wiederum verfolgt eine ähnliche Strategie, um ihr die Geheimnisse des Frühlingsreichs zu entlocken. So entwickelt sich zwischen den beiden ein Spiel, bei dem bald nicht mehr klar ist, was gespielte und was echte Gefühle sind und ob es am Ende überhaupt einen Gewinner geben kann.

Der Fantasy-Roman begeistert anfangs durch die schönen Beschreibungen des Winterreichs und die witzigen Wortgefechte der Protagonisten. Nach einer unerwarteten Wendung in der Mitte der Handlung nimmt diese dann aber rasant an Fahrt auf, sodass man das Buch beim Lesen der zweiten Hälfte kaum noch weglegen kann. Einige Elemente erinnern auf märchenhafte Weise an „Die Schöne und das Biest“, während andere auch für eingefleischte Romantasy-Fans noch Überraschungen bereithalten und das Buch für jeden zu einer spannenden Lektüre machen.

Buchtipp Januar 2022

Cover des Buches Die erste BegegnungRudberg, Denise: Die erste Begegnung (Der Stockholm-Code ; 1), Aufbau Verl.

Drei junge Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, treffen 1940 in Stockholm aufeinander.
Da ist zum einen Signe, die den elterlichen Hof verlässt, um bei Professor Svartström eine Stelle als Haushälterin anzutreten. Für ihre hart erkämpfte Freiheit zahlt sie einen hohen Preis – die Tür zurück zur Familie ist zu.

Elisabeth mit ihren langen roten Haaren arbeitet bei der Luftwaffe. Sie ist ebenso selbstbewusst wie eigensinnig, setzt sich für Gleichberechtigung und Frauenrechte ein. Als sie gebeten wird, die Haare abzuschneiden, da sie die Herren der Abteilung optisch irritiert, verweigert sie den „Befehl“ und kündigt.
Und schließlich ist da noch Iris. Sie umgibt ein düsteres Geheimnis, an dem die schwer trägt und welches sie zwingt, mit ihren beiden Söhnen über den Rigaischen Meerbusen nach Schweden zu flüchten.
Alle drei Frauen fallen jeweils durch ihre mathematische Begabung auf. In Stockholm werden sie einem strengen Auswahlverfahren unterzogen. Iris, Signe und Elizabeth werden einem geheimen Regierungsprojekt zugeteilt: Sie sollen dabei helfen, die Funknachrichten der Nazis zu entschlüsseln und diese nach versteckten Botschaften durchsuchen.
Die drei Frauen freunden sich an und unterstützen sich gegenseitig, jede nach ihrer Begabung. Doch Iris´ Geheimnis wiegt schwer und eines Tages steht der Geheimdienst im Büro…

Denise Rudberg schreibt über drei starke Frauen, die sich in einer von Männern dominierten  Welt behaupten möchten und das vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges, der auch das eigentlich politisch neutrale Schweden aufwühlt. Jede der drei erzählt einen Teil der Geschichte aus ihrer Perspektive. Dabei wachsen einem die Protagonistinnen so sehr ans Herz, dass man sofort den zweiten Band lesen möchte.

Buchtipp Dezember 2021

Cover des Buches Der BuchspaziererHenn, Carsten Sebastian: Der Buchspazierer, Pendo Verl.

Carl ist Buchhändler mit Leib und Seele. Jeden Abend liefert er mit seinem alten Rucksack liebevoll ausgesuchte und verpackte Bücher aus. Seine Bücher liegen ihm genauso am Herzen wie seine Kunden, denn er gibt den Menschen Hoffnung.
Eines Abends spricht ihn die vorlaute, kluge 9-jährige Schascha an und begleitet ihn künftig mit kindlicher Philosophie. Das Mädchen schleicht sich mit ihrer warmherzigen Art in die Herzen der vereinsamten Menschen, die in ihren Häusern sitzen und für die der alte Carl eine Verbindung zur Welt darstellt – sie macht deren Welt ein Stück weit besser und glücklicher und stellt damit alles auf den Kopf.
Als das Schicksal zuschlägt und Carls neue Chefin entscheidet, dass sein Service, und damit auch der über 70-jährige Carl, überflüssig geworden sind, schafft es Schascha auch hier, wieder Licht in das Dunkel zu bringen.
Doch bis es zu einem Ende kommt, bei dem die Warmherzigkeit aus jeder Silbe strömt, müssen Carl und seine junge Begleiterin heftige Krisen bestehen. Eine poetische Geschichte über die Magie von Büchern muss in einem angemessenen Stil geschrieben sein. Das gelingt Carsten Henn mit wunderbaren Formulierungen und Sätzen, die man am liebsten auswendig lernen möchte.
Wenn man das Buch verschenkt, sollte man es persönlich vorbeibringen, und zwar am besten zu Fuß!

Buchtipp November 2021

Cover des Buches Meine Freundin LotteStern, Anne: Meine Freundin Lotte, Rowohlt Verl.

Die junge Lotte Laserstein möchte Malerin werden. Im Jahr 1921 noch keine Selbstverständlichkeit. Allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt ihr die Aufnahme an die Kunstakademie. Doch während des gesamten Studiums muss Lotte kämpfen. Vorurteile ihr gegenüber gibt es genügend: ihre Jugend, dass sie eine Frau ist und die Tatsache, dass sie Jüdin ist. Mit Raffinesse und Sturheit gelingt es ihr, ihren Traum zu verwirklichen.
Schon während des Studiums lernt sie Gertrude „Traute“ Süssenbach kennen. Die beiden Frauen werden Freundinnen. Es entwickelt sich eine so innige Beziehung, dass Traute keinen Moment zögert, als Lotte sie bittet für sie Modell zu sitzen. Über Jahre hinweg bleibt Traute das bevorzugte Modell von Lotte. Ihre Freundschaft geht so weit, dass Traute Vorschläge zu den Bildern macht, die von Lotte als Malerin umgesetzt werden.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ändert sich alles. Lotte flieht nach Schweden, während Traute in Berlin bleibt.
Im Jahr 1961 treffen sich die beiden Frauen in Kalmar in Südschweden wieder. Doch nichts ist mehr wie damals in Berlin. Zu sehr haben sich beide Frauen verändert und zu vieles steht ungesagt zwischen ihnen.

Anne Stern erzählt in sachlichem Stil die sehr bewegende Lebensgeschichte zweier Frauen, die vom Strudel der Ereignisse mitgerissen werden. Der Leser taucht abwechselnd in Lottes und in Trautes Gedankenwelt ein und erfährt immer mehr, warum es zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen gekommen ist. 

Buchtipp Oktober 2021

Cover des Buches Bis er gestehtBrand, Christine: Bis er gesteht, Kampa Verl.

Ausgerechnet an Weihnachten geht mitten in der Nacht ein Notruf bei der Polizei ein: ein verzweifelter Vater meldet den Tod seiner beiden Kinder. Bernhard Scherrer gibt an, jemand müsse in die Wohnung eingebrochen sein, ein Fenster habe weit offen gestanden. Noch in derselben Nacht wird der Vater in Untersuchungshaft genommen und von einem Moment auf den anderen wird sein Leben zum Albtraum. Immer wieder wird er verhört, bestreitet die schreckliche Tat, bis er am Ende alles gesteht. Aber ist er wirklich der Mörder seiner Kinder?
In ihrem akribisch recherchierten Roman geht die Schweizer Krimiautorin zurück zu ihren Wurzeln als Gerichtsreporterin - es handelt sich um die literarische Nacherzählung eines wahren Kindermordes, niedergeschrieben in Form eines Kammerspiels. Christine Brand vermittelt ihren Lesern das Gefühl, hin- und hergerissen zu sein zwischen dem Gehörten von Anklage, Verteidigung und Täter.

Der Roman basiert auf Zeugenaussagen der Rechtsmediziner, der Kriminaltechniker, der Nachbarinnen, der Liebhaber, den ermittelnden Polizisten und den Befragungen des Beschuldigten, die zu einem großen Teil auf realen Protokollen basieren. Der Fall überschreitet die Grenze des Fassbaren, denn die unbegreifliche Tat kann nicht verstanden werden. Die Suche nach der Wahrheit ist ausgesprochen schwierig, aber Wirklichkeit ist noch ein bisschen schlimmer als alles, was wir uns ausdenken mögen.

Buchtipp September 2021

Cover des Buches SchattenblickBianca Iosivoni, Laura Kneidl: Schattenblick (Midnight Chronicles ; 1), LYX Verl.

Als die junge Huntress Roxana Blake in einem Londoner Park auf den von einem Geist besessenen Shaw trifft, könnte der Zeitpunkt für sie kaum schlechter sein:
Nachdem sie versehentlich 449 Seelen aus der Unterwelt befreit hat, muss sie alle Seelen innerhalb von nur 449 Tagen wieder einfangen, um nicht mit ihrem Leben für diesen Fehler zu bezahlen. Noch dazu sucht sie verzweifelt nach ihrem verschollenen Zwillingsbruder.

Nach Shaws Rettung vom Leiter des Londoner Hunter-Quartiers damit beauftragt zu werden, sich um den attraktiven jungen Mann zu kümmern und herauszufinden, warum er jegliche Erinnerung an die Zeit vor seiner Besessenheit verloren hat, passt somit überhaupt nicht in ihre Pläne.

Was sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnt, ist, dass ausgerechnet er sich zu einem unverzichtbaren Freund und Vertrauten für sie entwickeln wird, während die, der sie am meisten vertraut hat, droht, alles zu vernichten, was ihr bei ihren bösen Machenschaften in den Weg kommt. Und das schließt Roxy mit ein.
Hinzu kommt das Kribbeln, was sich zwischen Roxy und Shaw entwickelt, das sie sich aber nur schwer eingestehen kann …

Der Auftakt der neuen Urban-Fantasy-Reihe „Midnight Chronicles“ vereint Elemente der Popkultur ab den 90er-Jahren mit spannenden, neuen Ideen und ist für Fans von Büchern wie den „Chroniken der Unterwelt“ oder Serien wie „Supernatural“ ein absolutes Muss.

Buchtipp August 2021

Cover des Buchs Das Vierzehn-Tage-DateFreund, René: Das Vierzehn-Tage-Date, Zsolnay Verl.

Corinna und David – unterschiedlicher können zwei Menschen kaum sein – haben ein Match bei Tinder. Durch die Corona-Pandemie sind die Lokale geschlossen, und so findet ihr Date in Davids Wohnung statt, eigentlich mehr aus Langeweile in dieser Zeit.

Bereits im ersten Moment, als die quirlige Corinna in die Wohnung des ruhigen David stürmt, ist beiden klar, dass sie nicht füreinander bestimmt sind. David der Ordnungsfanatiker, der Musiker, der Veganer, in Liebesdingen sehr verhalten. Corinna dagegen ist laut, chaotisch, trinkt, raucht, ist innerlich zutiefst verletzt. Nein, das kann wirklich nichts werden. Man einigt sich schließlich auf Pizza, Wein und Wodka – und prompt läuft die Nacht aus dem Ruder. Beide sind sich am nächsten Morgen sicher, dass es kein Wiedersehen geben wird.

Da klingelt es, und vor der Tür steht ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes. Warum? Weil der Pizzabote positiv auf Corona getestet wurde und nun alle Kontaktpersonen für 14 Tage in Quarantäne müssen. Nun müssen sich Corinna und David irgendwie miteinander arrangieren und vor allem organisieren. Mitunter fliegen die Fetzen, doch mit den Tagen werden ihre Gespräche sinn- und verständnisvoller, zumal die Risse ihrer jeweiligen Fassade immer größer werden. Wie werden sie am Ende der Quarantäne auseinander gehen?

In seinem feinsinnigen Roman lässt uns René Freund einen humorvollen Blick auf die Auswüchse des ersten Lockdowns werfen, sei es das Horten von Toilettenpapier bis zur Uneinigkeit gesundheitspolitischer Richtlinien. Und auch der kritische Blick auf Social-Media fehlt nicht. So ist René Freund vor dem Hintergrund der Pandemie ein äußerst amüsanter und menschlicher Roman gelungen.

Buchtipp Juli 2021

Cover des Buches Mr. Parnassus' Heim für magisch BegabteKlune, T.J.: Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte, Heyne Verl.

Linus Baker arbeitet als vorbildlicher Beamter seit Jahrzehnten in einer Sonderabteilung des Jugendamtes, die für das Wohlergehen magisch begabter Kinder und Jugendlicher zuständig ist. Nie war er auch nur einen Tag krank, das Regelwerk der Behörde ist seine Gute-Nacht-Lektüre, so dass er jede Entscheidung stets zum Wohle des Kindes treffen kann. Linus arbeitet gründlich und distanziert, daher wird er vom allerhöchsten Management auf eine geheime Mission geschickt: Er soll das Waisenhaus eines gewissen Mr. Parnassus, das sich auf einer abgelegenen Insel befindet, genauer unter die Lupe nehmen und jede Woche nach bestem Wissen und Gewissen seiner Behörde über die dortige Situation der Kinder berichten.
Doch nichts hat Linus Baker auf das vorbereitet, was er bei Arthur Parnassus vorfindet! Kaum dort angekommen, stellt Linus fest, dass Mr. Parnassus' Schützlinge eher etwas speziell sind – einer von ihnen ist möglicherweise sogar der Sohn des Teufels! In diesem Heim kommt der Beamte mit seinem Regelwerk und der Vorliebe für Vorschriften nicht weiter, und plötzlich gerät sein Weltbild ins Wanken. Eignen sich die Maßnahmen der Behörde wirklich zum Schutz der magisch begabten Kinder? Lässt sich die Welt einfach in magische und nichtmagische Menschen teilen? Ist ein Wesen immer nur gut oder böse?
Eher widerwillig lässt er sich auf dieses magische Abenteuer ein und erfährt dabei die größte Überraschung seines Lebens – die Verwandlung vom Büromenschen zum fröhlichen Lebenskünstler, der sich vehement für die Belange der Kinder einsetzt.

Der wundervolle Roman über das Anderssein zeigt auf eine unaufdringliche Weise Zusammenhalt, Respekt, Loyalität und Liebe und handelt nur rein zufällig von magisch Begabten, es könnte auch jede andere Minderheit damit gemeint sein. Das Buch eignet sich für jedes Lebensalter, denn in der vielschichtigen Erzählung wird jeder etwas finden, das ihn besonders berührt.

Buchtipp Juni 2021

Cover des Buches Eine perfekte EheMcCreight, Kimberly: Eine perfekte Ehe, Droemer Verlag

Die New Yorker Anwältin Lizzie Kitsakis möchte eigentlich mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen, um unübersehbare Risse in ihrer Beziehung zu kitten, denn Sam ist Alkoholiker und muss wegen eines Unfalls einen hohen Betrag abzahlen, für den sie als Ehefrau ebenso gerade stehen muss. Gerade hat sie eine gut bezahlte Stelle in einer renommierten Kanzlei übernommen, in der sie für Wirtschaftskriminalität zuständig ist, als ihr alter Studienfreund Zach sie bittet, seinen Fall zu übernehmen.
Zach steht unter dem Verdacht, seine Frau Amanda heimtückisch erschlagen zu haben und sitzt bereits in der berüchtigten New Yorker Haftanstalt Rikers Island. Er beteuert seine Unschuld und Lizzie glaubt an ihn. Doch je mehr sie über die Ehe von Zach und Amanda herausfindet, umso mehr kommt ihr der Verdacht, dass Zach ihr Einiges verschwiegt. Die Ungereimtheiten häufen sich: Was ist tatsächlich auf der Party im elitären Brooklyner Wohnviertel am Abend des Mordes geschehen? Wer ist der Stalker, der Amanda offensichtlich schon seit langer Zeit verfolgt? Welche Geheimnisse aus Amandas Vergangenheit sind real und warum war Zach nicht darin eingeweiht?

Dann taucht ein neues Beweismittel auf, das die Welt der Anwältin auf den Kopf stellt: Ist womöglich ihr eigener Ehemann Sam in diesen brisanten Fall verwickelt?

Mit überraschenden Wendungen hat die New-York-Times-Bestseller-Autorin Kimberly McCreight in ihrem trickreichen Thriller einen echten Pageturner geschrieben, der einen schon von den ersten Seiten an packt und unterhält. Sie beschreibt ihre Protagonisten sehr plastisch und enthüllt dabei Stück für Stück neue Geschehnisse, die sich erst gegen Ende miteinander verknüpfen und für absolute Hochspannung sorgen.

Buchtipp Mai 2021

Cover des Buches Not your typeZett, Alicia: Not your type, Knaur Taschenbuch

Die zwanzigjährige Studentin Marie ist verliebt in ihren Kommilitonen Fynn. Während der Vorlesungen schielt sie immer wieder zu ihm herüber, zumal die Worte der Professoren sie eh nicht besonders interessieren. Schon lange zweifelt sie, ob das Psychologiestudium überhaupt das Richtige für sie ist. Aus Angst vor der eigenen Zukunft und der Reaktion ihrer Eltern traut sie sich aber nicht, es abzubrechen. Als Maries bester Freund von seinem Auslandssemester in Italien zurückkehrt, kommt ihr die rettende Idee: Um sich von den Zukunftssorgen abzulenken, schlägt sie ihren Freunden einen Roadtrip durch Italien in den Semesterferien vor. Die sind sofort Feuer und Flamme, unter ihnen auch Joon, der gerade dabei ist, sich mit dem stillen Fynn anzufreunden.
So kommt es, dass er Fynn überredet, sich der kleinen Reisegruppe anzuschließen, obwohl dieser sich zunächst sträubt. Er hat ein Geheimnis, von dem er befürchtet, es könnte während dem gemeinsamen Trip ans Licht kommen: Fynn ist transgender.
Dieses Geheimnis ist es auch, was ihm immer wieder im Weg steht, wenn er und Marie sich näherkommen. Zwar empfindet auch er zunehmend etwas für sie, doch er hat Angst, dass sie ihn ablehnen könnte, wenn sie die Wahrheit über ihn erfährt.
Schaffen die beiden es, sich ihren Ängsten und ihrer Vergangenheit zu stellen, um vielleicht eine gemeinsame Zukunft zu haben?

Die Autorin behandelt in ihrem New-Adult-Roman auf einfühlsame Weise sowohl die Alltagsprobleme junger Erwachsener als auch LGBTQ-Themen und schreckt dabei auch vor deren ernsten Seiten wie transfeindlicher Gewalt nicht zurück.

Buchtipp April 2021, Azubi-Tipp für Jugendliche

Cover des Buches SternensturmArmentrout, Jennifer L.: Sternensturm (Revenge ; 1), Carlsen Verl.

Der Roman der US-amerikanischen Autorin ist der Beginn einer neuen Reihe basierend auf der vorangegangenen Reihe "Obsidian", in der die Welt von einer Alieninvasion erschüttert wurde. Jedoch ist diese Vorlektüre keinesfalls Voraussetzung zum Lesen des Buches.
Gemeinsam mit der jungen Evie Dasher taucht man in die Welt nach der großen Invasion ein. Damals vor vier Jahren sind Aliens, die sich Lux nennen, auf der Erde eingefallen, um den Planeten für sich zu erobern. Nur durch den Einsatz elektronischer Waffen, die ganze Städte außer Betrieb setzten, war es möglich, den Planeten zu erhalten. Heute leben Menschen und Lux vermeintlich friedlich Seite an Seite.

Doch müssen die Lux immer wieder Diskriminierungen einstecken, egal, ob sie nun an der Invasion beteiligt waren oder nicht. Und das muss Evie feststellen: Nichts ist so, wie es zu sein scheint. Nicht einmal ihre eigene Mutter scheint wirklich das zu sein, was sie ist.
Alles beginnt damit, dass sich Evie in einen Klub schleicht und dort den vermeintlichen Lux namens Luc kennenlernt. Mit dieser Begegnung beginnt für Evie ein Abenteuer, das sie sich niemals hätte erträumen können. Denn auf einmal wird eine ihrer Mitschülerinnen tot aufgefunden und allem Anschein nach stecken die Lux dahinter. Ein gefundenes Fressen für alle, die gegen sie sind und schnell muss Evie sich entscheiden, wie ihre Meinung zu den Lux ist.

Jennifer L. Armentrout verbindet in ihrem Roman Science-Fiction, Fantasie und Romantik auf eine mitreißende Art.

Buchtipp März 2021

Cover des Buches Die Bibliothekarin von AuschwitzIturbe, Antonio: Die Bibliothekarin von Auschwitz, Pendo Verl.

Basierend auf der wahren Geschichte der Edita Kraus, genannt Dita, erzählt Antonio Iturbe in seinem Roman die Lebens- und Überlebensgeschichte eines jungen Mädchens im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.
Nach ihrer Umsiedelung innerhalb Prags, über einen Aufenthalt im Lager Theresienstadt wird Ditas Familie schlussendlich nach Auschwitz deportiert. Dort nimmt sie der Barackenälteste und Lehrer Fredy Hirsch unter seine Fittiche. Fredy konnte die Lagerleitung davon überzeugen, eine „Familienbaracke“ einzurichten, damit die Erwachsenen ohne ihre Kinder besser arbeiten können. Heimlich jedoch hat er für die Kinder Schulunterricht organisiert und gibt ihnen somit einen kleinen Schimmer der Hoffnung an diesem Ort des Schreckens.
Dita kommt ins Gespräch mit diesem zurückhaltenden und zugleich unglaublich mutigen Mann. Schon bald ernennt Fredy Dita zur Bibliothekarin seiner Schule und vertraut ihr den unermesslichen Schatz von acht Büchern an. Dita, die schon immer Trost und Inspiration in Büchern gefunden hat, hegt und pflegt diese Bücher, repariert sie und beschützt sie mit ihrem Leben. Und Dita gerät oft in gefahrvolle Situationen. Besonders der berüchtigte und von allen gefürchtete Lagerarzt Mengele nimmt Witterung auf und hat ab diesem Zeitpunkt ein besonderes Auge auf Dita.

Antonio Ituros Roman über Ditas und Fredys Lebensgeschichte zieht den Leser völlig in seinen Bann. Emotional und zugleich hart erzählt er von dem Leben im Lager, das geprägt ist von Angst, Hunger, Krankheit und Tod. Wie ein zartes Licht leuchtet die Geschichte von Dita und Fredy, die niemals den Mut und die Hoffnung verlieren und für sich und andere ums Überleben kämpfen. Ein zutiefst bewegendes Buch, das gelesen werden will und muss.

Buchtipp Februar 2021

Cover des Buches Fräulein Paula und die Schönheit der FrauenBernard, Caroline: Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen, Aufbau Verl.

Hamburg, 1948. Auch drei Jahre nach Ende des Krieges mangelt es an Allem: Lebensmitteln, Autos, Arbeitsplätzen, Wohnraum und Kleidung. Doch die Hamburger lassen die Köpfe nicht hängen. Mit allen Mitteln versuchen sie, die Grauen des Krieges und der Nationalsozialisten abzuschütteln. So auch die drei Schwestern Paula, Gertrud und Uschi.
Uschi, die Jüngste, will endlich das Leben genießen. Diverse Männerbekanntschaften sollen ihr auf dem Weg zu Wohlstand und Liebe helfen.
Gertrud, mit ihrem Verständnis für Technik, versucht sich am Führerschein. Dieser ist die Voraussetzung für die Taxilizenz. Diese wiederum benötigt sie, um zusammen mit einem Freund den Traum vom eigenen Taxiunternehmen zu verwirklichen.
Paula, die Älteste, möchte den Hamburgerinnen wieder mehr Selbstwertgefühl geben. Aufgrund ihrer Englischkenntnisse bekommt sie eine Anstellung bei Wilhelm Röbke. Dieser versucht, trotz der Vorbehalte der britischen Besatzer, eine Strumpffabrik aufzubauen. Als Überläufer aus dem sowjetischen Sektor hat er es nicht leicht. Seine Maschinen konnte er nicht aus dem Osten retten. So muss er nach Amerika, um alte deutsche Nähmaschinen zu erwerben. Paula begleitet ihn als Übersetzerin. Angespornt von der Eleganz der amerikanischen Damen, setzt Paula alles daran, die deutschen Frauen von ihren alten Wollstrümpfen zu befreien und in seidige Nylons zu kleiden. Mit Köpfchen und Hartnäckigkeit geht sie ihren Weg. Und eine solch selbstbewusste Frau bleibt natürlich auch der Männerwelt nicht verborgen.

Caroline Bernard führt uns in eine Welt, die kalt und farblos ist. Not und Elend an jeder Straßenecke. Aber manchmal braucht es nur ein Paar Nylons und der Blick auf sich selbst verändert sich. Und der Blick auf sein Leben verändert sich automatisch mit. Ein bisschen Hoffnung kann beflügeln und ungeahnte Möglichkeiten auftun.

Buchtipp Januar 2021

Cover des Buches Die StimmeS. K. Tremayne: Die Stimme,  Knaur Verlag

 „Ich weiß, was du getan hast.“ Als die junge Journalistin Jo Ferguson diesen Satz von ihrer digitalen Home-Assistentin Electra hört, ist sie schockiert. Die vermeintlich harmlose Software – eine modernere Form unserer Alexa - kann doch unmöglich von Jos schrecklichstem Erlebnis wissen! Plötzlich geschehen in der Wohnung Dinge, zu denen Electra gar nicht in der Lage sein sollte: Freunde und Eltern erhalten E-Mails mit wüsten Beschimpfungen, Jos Bankkonto wird leergeräumt, die Kreditkarte überzogen, Stimmen aus dem Fernseher reden zu ihr. Langsam wird Jo in den Wahnsinn getrieben, ihre Freunde sagen sich von ihr los, und Jo muss an ihren Vater denken, der unter heftigen schizophrenen Schüben litt und sich schließlich das Leben nahm. Kann es sein, dass sie seine Veranlagung geerbt hat und sich die Stimmen nur einbildet oder steckt jemand anderes dahinter? Es entwickelt sich ein raffiniertes, psychologisches Verwirrspiel, überwiegend aus Jos Perspektive geschrieben - und Electra ist noch lange nicht fertig mit Jo.

Bestseller-Autor Tremayne schafft es mit seinem gruseligen Psychothriller, den Leser bis zum furiosen Ende zu fesseln. Wie weit darf die Entwicklung künstlicher Intelligenz gehen?

Buchtipp Dezember 2020

Cover des Buches Das Lied von Vogel und SchlangeCollins, Suzanne: Das Lied von Vogel und Schlange (Die Tribute von Panem), Oetinger Verl.

 „Miss Everdeen, es sind die Dinge, die wir am meisten lieben, die uns zerstören!“
In einer dystopischen Welt, in der die Gesellschaft durch Naturkatastrophen und Kriege erschüttert wurde, ist aus den Trümmern Nordamerikas das Land Panem entstanden. Es besteht aus 12 Distrikten, deren Aufgabe es ist, die reiche Hauptstadt, das Kapitol, mit Nahrung und anderen Waren zu versorgen.
Die Handlung des Buches setzt 10 Jahre nach dem großen Aufstand der Distrikte ein, mit dem die Distrikte gegen das Kapitol und dessen totalitäre Herrschaft aufbegehrt haben. Im daraus resultierenden Krieg hat die im Kapitol einst sehr einflussreiche Familie des jungen Coriolanus Snow alles verloren. Seine einzige Möglichkeit, Ruhm und Reichtum wiederzuerlangen: Er muss als Mentor für den weiblichen Tribut aus Distrikt 12, Lucy Gray, die 10. Hungerspiele gewinnen. Bei diesem jährlich stattfindenden Event bringt jeder Distrikt als Strafe für den Aufstand zwei junge Menschen als Tribut dar, die sich dann in den live übertragenen Spielen bis auf den Tod bekämpfen müssen, bis nur noch ein Überlebender als Sieger übrig bleibt. Das Problem: Mentor Coriolanus und Tribut Lucy verlieben sich ineinander. Aber kann Lucy Gray die Spiele überleben und darf ihre Beziehung in solch einer Welt überhaupt existieren?
Eingefleischte Fans der legendären Panem-Reihe um Hauptfigur Katniss Everdeen können dieses Prequel fast schon als Charakterstudie zu Katniss‘ späterem Gegenspieler Präsident Snow lesen. Außerdem bietet es für sie spannende Hintergrundinfos, wie beispielsweise die Entstehung des auch durch die Filme bekannten Liedes „The Hanging Tree“.

Aber auch Neueinsteigern bietet das Buch eine fantastische Science-Fiction-Lektüre, die genau die richtige Balance zwischen Liebesgeschichte und gesellschaftskritischen, düsteren Themen findet.

Buchtipp November 2020

Cover des Buches Miracle CreekKim, Angie: Miracle Creek, hanserblau Verlag

In einem kleinen Nest an der Ostküste der USA betreibt die koreanische Familie Yoo in einer Scheune eine Unterdruckkammer, einem U-Boot ähnlich, genannt Miracle Submarine. Sie dient therapeutischen Zwecken. Dort werden vorwiegend autistische oder anderweitig behinderte Kinder behandelt.
Die Katastrophe passiert abends während des letzten Termins des Tages. In der Scheune bricht ein Feuer aus, und durch den reinen Sauerstoff in der Druckkammer kommt es zu einer Explosion, bei der ein achtjähriger Junge sowie die Mutter eines anderen Kindes ihr Leben verlieren.
Aufgrund der hohen Sicherheitsmaßnahmen kann jedoch ein Unfall ausgeschlossen werden. Und so beginnt ein Jahr später der Prozess gegen eine vermeintlich Schuldige – gegen die Mutter des kleinen Jungen, die genau an diesem Abend ihr Kind zum ersten Mal alleine in der Druckkammer sitzen ließ.
Angie Kim lässt uns das Gerichtsverfahren aus Sicht aller Beteiligten erleben, sodass der Leser selbst das Gefühl hat, als Zuschauer im Gerichtssaal zu sitzen. Dabei erfahren wir wesentlich mehr über die Gefühls- und Gedankenwelt aller Zeugen. Schon bald stellt sich die Frage: Wie weit gehen wir, um unsere Liebsten zu schützen?
Kim zeichnet ihre Charaktere äußerst nuanciert und konfrontiert uns zugleich mit großen gesellschaftlichen Themen wie Migration, Rassismus, Behinderung und dem Leben Alleinerziehender. So gelingt ihr in ihrem Debüt ein komplexer und zugleich ergreifender Thriller, dem viele Leser zu wünschen sind.

Buchtipp Oktober 2020, Azubi-Tipp für Jugendliche

Cover des Buches Die Überlieferung der WeltVisne, Selin: Die Überlieferung der Welt, dtv Verl.

In einer Welt, die so ganz anders ist als die unsrige, spielt die Handlung der jungen Autorin. Sechs Jugendliche, die unterschiedlicher nicht sein könnten, werden geeint, um jeweils einen geliebten Menschen zurückzubekommen, den sie verloren haben. Dies erzählt ihnen zumindest ihr Reisefährte Divan, welcher ein Seher ist. Sie alle müssen sich sehr zusammen nehmen, um diese Reise mit den anderen antreten zu können – schließlich sind sie alle irgendwie mehr Feinde als Freunde. Laelia möchte ihre Familie retten und musste in der Vergangenheit stehlen, um sie zu ernähren. Hadrian ist ein Adliger, der sich einer großen Verbrecherbande angeschlossen hat, die er, um Laelia zu retten, jedoch hintergangen hat. Merla ist Prinzessin eines ganzen Reiches und soll gegen ihren Willen heiraten.
Vena ist als kleines Kind aus ihrer Familie herausgeholt worden, um mit anderen, die dieselbe Magie haben wie sie, aufzuwachsen. Und Bacary will alles Wissen der Welt erlangen, jedoch wird ihm diese Möglichkeit durch einen Neider genommen, und dann muss er auch noch mit dem Mörder seines Vaters reisen.
Was die Gruppe jedoch noch nicht weiß, ist, dass ihre Reise nicht ihnen selbst dienen soll, sondern etwas Größerem.

Nur zusammen können sie ihr Schicksal erfüllen, doch können sie einander vertrauen?

Buchtipp September 2020

Cover des Buches 42 GradHarlander, Wolf; 42 Grad, Rowohlt Polaris

Deutschland freut sich über einen neuen Jahrtausendsommer. Doch dann erreichen die Temperaturen Rekordwerte und an vielen Orten geraten Wasserwerke in Schwierigkeiten, durch unerklärliche Fehler in den elektronischen Steueranlagen bricht die Wasserversorgung zusammen. Lediglich Hydrologe Julius Denner und IT-Spezialistin Elsa Forsberg warnen vor einer weiteren Verschärfung der Hitze. Niemand nimmt die Beiden ernst, bis die ersten Flüsse austrocknen, Waldbrände außer Kontrolle geraten, Atomkraftwerke vom Netz gehen müssen und immer mehr Todesopfer zu beklagen sind. Die Experten kommen bald zu dem Schluss, dass die Wasserwerke sabotiert und die Wälder mit Absicht angezündet werden. In Berlin und Brüssel folgt Krisengipfel auf Krisengipfel. Überall in Europa versuchen Wasserflüchtlinge, in see- und flussreichere Gegenden zu gelangen. Während die Zivilisation zusammenzubrechen droht, versuchen Julius und Elsa mit allen Mitteln, die Katastrophe aufzuhalten – und geraten damit ins Fadenkreuz von Mächten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen.
Der überaus spannende Debütroman des Journalisten Wolf Harlander ist ein beklemmend realistischer Ökothriller, der uns vor Augen führt, wie verletzlich unsere Infrastruktur ist.

Buchtipp August 2020

Cover des Buches Mord in Sunset HallSwann, Leonie; Mord in Sunset Hall, Goldmann Verl.

Die Senioren Agnes, Bernadette, Edwina, Winston, Lillith und der Marshall haben sich vor einigen Jahren auf Sunset Hall zusammengefunden. Sie alle sind Teil einer höchst ungewöhnlichen aber effizienten Wohngemeinschaft. Das Leben im beschaulichen Ducks End könnte so schön sein!
Doch eines Tages liegt Lillith erschossen im Gartenschuppen. Und es bleibt nicht bei dieser einen Toten. Noch zweimal werden ältere Damen in ihren Häusern erschossen.
Die Senioren-WG beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Der Kaffeetreff im Ort scheint eine gute Anlaufstelle für die Hobbydetektive zu sein. Die Beerdigung des zweiten Opfers und der sich anschließende Leichenschmaus werden besucht und für die Ermittlungen benutzt. Und tatsächlich erfahren die Rentner einiges von Interesse. Schritt für Schritt nähern sie sich der Lösung der grauenvollen Verbrechen.
Leonie Swann gelingt es, zugleich skurril und liebevoll über die Eigenarten der Bewohner von Sunset Hall zu schreiben. Immer wieder muss man über die Ideen der Senioren schmunzeln. Und es ist eine Freude mitanzusehen, wie die alten Leutchen mit Beharrlichkeit, Eigensinn und Verschrobenheit sich ihrem Ziel nähern. Dabei müssen sie den einen oder anderen Umweg gehen, aber am Ende zählt eben nicht die Geschwindigkeit sondern die Genauigkeit, mit der die Ermittlungen betrieben werden. So manch junger Ermittler kann da noch etwas lernen.
Ein herrliches Lesevergnügen für heiße Sommertage!

Buchtipp Juli 2020

Cover des Buches Die Frauen von SkagenLund, Stina: Die Frauen von Skagen, Rowohlt Verl.
Ende des 19. Jahrhunderts ist die junge Asta im vornehmen Haushalt der Familie Triepke als Gesellschafterin für deren Tochter Marie angestellt. Marie darf – entgegen der Konventionen dieser Zeit – Unterricht bei dem berühmten Maler Peder Severin Krøyer nehmen. Dabei entdeckt Asta, die Marie als Anstandsdame begleitet, ihr eigenes Interesse und Talent für die Malerei. Fortan ist das Leben und Schicksal dieser drei Künstler untrennbar miteinander verknüpft. Nach ausgiebigen Malerei-Studie in Frankreich lassen sie sich im dänischen Skagen nieder, einer Künstlerkolonie, die die bildende Kunst Europas sowie das skandinavische Design prägen wird. Heute: In Frankfurt am Main soll die Industriellentochter Vibeke die Farbenfabrik ihres Vaters übernehmen. Doch weder die Berufspläne, noch die Heiratswünsche ihres Vaters entsprechen ihrer eigenen Vorstellung. Nach harten Auseinandersetzungen reist sie schließlich nach Skagen, um dort Kunst zu studieren. Auf sich gestellt, jobbt sie nebenbei in einem Café, wo sie Thore kennenlernt. Von ihm ist sie ebenso fasziniert, wie von der Stadt an zwei Meeren und dem besonderen Skagener Licht. Als sie im Büro des Cafés ein unbekanntes Bild der Malerin Marie Krøyer entdeckt, versucht sie, gemeinsam mit Thore die Geschichte dieses Gemäldes zu ergründen.

Buchtipp Juni 2020

Cover des Buches Der ist für die Tonne

Berg, Ellen: Der ist für die Tonne, atb Verl.
Ist das Liebe, oder kann der weg? Hannah, die als Coach für fachgerechtes Ausmisten arbeitet, soll ausgerechnet dem neuen Flirt ihrer Freundin ein geordnetes Zuhause verpassen. Prompt entbrennt mit dem eigenwilligen Pascal erbitterter Streit: behalten oder ab in die Tonne? Doch je mehr Hannah aufräumt, desto tiefer manövriert sie sich mitten ins emotionale Chaos - denn plötzlich findet sie nicht nur eine echte Leiche auf dem Dachboden, sondern sie fühlt sich auch so merkwürdig zu Pascal hingezogen. Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht, was an dem leichten Schreibstil von Ellen Berg liegt. Ein Roman zum Schmunzeln mit einer kurzweiligen Story, die dennoch etwas Spannung besitzt und mehrere Wendungen für den Leser bereithält. Ein unglaublich lustiger Roman über das Entsorgen von emotionalem Ballast und Liebesverwirrungen im Ordnungswahn.

Buchtipp Mai 2020, Azubi-Tipp

Cover des Buches Die Liebe seines Lebens

Jewell, Lisa: Die Liebe seines Lebens, Limes Verl.

Adrian hat ein perfektes Leben. Mit seiner Familie fährt er regelmäßig in den Urlaub und alle sind mit seiner Führung als Familienvater zufrieden - sowohl seine fünf Kinder als auch zwei Exfrauen und seine aktuelle Frau Maya. Doch mit Mayas Tod verändert sich alles. Adrian wird aus seiner perfekten Welt gerissen und muss sein gesamtes Leben hinterfragen – noch mehr als sein ältester Sohn seltsame E-Mails auf dem Computer der Toten findet. Entgegen der ersten Annahme scheint Maya nicht versehentlich vor den Bus gestürzt, sondern durch brutales Mobbing dazu getrieben worden zu sein. Der stolze Familienvater Adrian muss sich im Roman von Lisa Jewell auf eine verwirrende Reise durch sein Leben begeben, um seine Familie zu retten. Dabei findet er Einiges über seine Familie heraus, dass er so niemals erwartet hätte. Die spannende und berührende Story über eine Patchworkfamilie, zieht den Leser bis zum Schluss in seinen Bann.

Buchtipp April 2020

Cover des Buches Todesfalle

Rose, Karen: Todesfalle (Baltimore-Reihe ; 5), Knaur Verl.

In diesem spannenden Thriller geraten zwei kleine Mädchen und eine junge Frau ins Visier eines eiskalten Killers. Die elfjährige Jazzie, gut im Haus ihrer Mutter versteckt, sieht, wie ihre Mutter vor ihren Augen erschlagen wird. Sie weiß sofort, wer der Mörder ist. Es ist kein Unbekannter. Für den Killer bleibt sie jedoch unentdeckt und er weiß nicht, dass es eine Zeugin für den Mord gibt. Das Mädchen ist traumatisiert und weigert sich, nach den Geschehnissen zu sprechen. Es ist die einzige Chance, sich und ihre Schwester zu schützen. Eine Therapie soll den Geschwistern helfen, über das furchtbare Verbrechen hinweg zu kommen. Ganz langsam fasst Jazzie Vertrauen zu ihrer Therapeutin und diese ahnt, dass das Mädchen weiß, wer der Mörder ihrer Mutter ist. Doch die Gefahr ist nicht gebannt, denn der Mörder will auch Jazzie, ihre Schwester und die Therapeutin umbringen. Der Thriller von Karen Rose ist auch gleichzeitig eine dramatische Familiengeschichte, denn parallel gewinnt man Einblicke in die Familienverhältnisse der jungen Therapeutin Taylor. So werden zwei Handlungsstränge miteinander verknüpft. Auch ohne Vorkenntnisse der Vorgängerbände durchaus lesbar.

Buchtipp März 2020

Cover des Buches Die Saiten des LebensHazel Prior: Die Saiten des Lebens, Harper Collins Verlag

Ellie Jacobs ist eine Hausfrau und lebt im Exmoor. Allerdings ist sie nicht glücklich mit ihrem Leben. Ellie hat viele Träume, die sie umtreiben.
Dan Hollis ist ein Harfenbauer. Er besitzt eine Scheune im Exmoor. Dort baut er die unterschiedlichsten Harfen. Dan ist glücklich.
Eines Tages treffen diese beiden Menschen aufeinander. Dan schenkt Ellie eine seiner Harfen. Clive, der unfreundliche und herrische Ehemann von Ellie, ist von diesem Geschenk nicht begeistert. Er verlangt von Ellie, die Harfe zurück zu geben. Schweren Herzens beugt sie sich Clives Willen. Aber die Harfe und Dan lassen Ellie nicht los. Und so nimmt Ellie heimlich Unterricht. Und zum Üben begibt sie sich in Dans Harfenscheune. Anfangs geht alles gut. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse…
„Die Saiten des Lebens“ erzählt eine leichte Geschichte vor der grandiosen Kulisse des englischen Exmoors. Die Weite der Landschaft lässt das Herz des Lesers ruhiger schlagen. Und Dans eigenwillige Art bringt einen so manches Mal zum Schmunzeln.

Buchtipp Februar 2020

Cover des Buches Das Erbe

Sandberg, Ellen: Das Erbe, Penguin Verlag
Mona erbt von ihrer Großtante Klara völlig überraschend ein wunderschönes Jugendstilmietshaus in München - das "Schwanenhaus". Was zunächst wie ein Sechser im Lotto erscheint, bringt schon bald große Probleme: Monas eigene Familie beschimpft sie als Erbschleicherin und eine völlig fremde Frau behauptet, die wahre Erbin zu sein, denn Klaras Vater soll das Schwanenhaus 1938 von den eigentlichen Besitzern, der jüdischen Familie Roth, widerrechtlich erworben haben. Bei ihren Nachforschungen deckt Mona ein finsteres Kapitel der Familiengeschichte auf und macht eine grausige Entdeckung. Der spannungsgeladene Familienroman vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus zeigt, wie weitreichend und langfristig die Folgen vergangener Handlungen sein können. Die Autorin spinnt ein Netz aus Lügen, Habgier und Neid und konfrontiert den Leser von Anfang an mit der Frage nach der Schuld, die allerdings immer wieder durch nicht hervorsehbare Ereignisse und Wendungen in ein anderes Licht gerückt wird.

 

Buchtipp Januar 2020

Cover des Buches Ein Hummerleben

Hansen, Erik F.: Ein Hummer-Leben, Kiepenheuer & Witsch
Hoch oben in den Bergen Norwegens wächst der junge Sedd in einem Hotel auf. Liebevoll umsorgt von seinen Großeltern, wird er zugleich auf seine Rolle als Hotelerbe vorbereitet, So hilft er als Touren-Guide, im Service oder in der Hotelküche, die zugleich sein Zufluchtsort ist. Dort schaltet und waltet Jim, ein ehemaliger Seefahrer, ist für Sedd Vaterersatz und der einzige im Hotel, der sich der resoluten Großmutter - einer Wienerin - auch entgegenstellen kann. Doch mit der Pubertät kommen bei Sedd Fragen nach seinen Eltern auf. Die Mutter ist verschollen, der Vater, ein Arzt, verstorben. Dennoch ist es für Sedd schwer, Antworten zu bekommen. Nur sehr langsam setzen sich für ihn die Puzzleteile seiner Herkunft zusammen. Als während eines Gala-Dinners auch noch der örtliche Bankdirektor trotz aller Rettungsversuche Sedds einem Herzinfarkt erliegt, zeigen sich ersteRisse in der norwegischen Idylle. Während eines Ausflugs nach Oslo mit seinem Großvater begreift Sedd, dass dieses wunderschöne Hotel alles andere als solide dasteht. Als sich auch noch der neue Bankdirektor mit Frau und Tochter für Wochen im Hotel einquartiert, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Aus der Sicht des 13-jährigen Sedd erzählt der Autor großartig vom Niedergang eines einstmals sehr beliebten und mondänen Hotels in den norwegischen Bergen.

Buchtipp Dezember 2019

Cover des Buches Der Löwe brüllt

Jaud, Tommy: Der Löwe brüllt los, Scherz

Tommy Jaud glückt eine gute Balance zwischen Humor und Tiefe. Es läuft nicht gut für Nico Schnös, 47, den überforderten Controller mit der kaputten Brille. Warum gibt ihm seine Mutter seit dem Tod des Vaters täglich durch, was sie kocht und wie sie putzt? Was genau treibt Nicos Frau in dieser seltsamen Kuschelsekte? Als er bei einem Wutanfall eine Kaffeetasse auf den Finanzvorstand wirft, schickt sein Chef ihn in den Zwangsurlaub: Entweder Nico kommt entspannt zurück, oder der Job ist weg. Doch alle Entspannungsversuche gehen nach hinten los. Vielleicht hätte Nico nicht ausgerechnet seine hyperaktive Mutter mitnehmen sollen – auch wenn die nach dem Tod von Nicos Vater so einsam ist. Bald schon ahnt Nico: Paradies und Hölle können sehr nah beieinander liegen. Als Leser leiden wir mit Nico, genau wie wir mit Mutter Rosi lachen. Tommy Jaud glückt es genau im richtigen Moment eine authentische und gefühlvolle Wendung in Nicos Geschichte zu bringen. Was daraus entsteht, ist eine herrliche Balance zwischen einem unterhaltsamen, humoristischen Lesevergnügen und emotionaler Tiefe.

 

Buchtipp November 2019, Azubi-Tipp für Jugendliche

Cover des Buches Die Gemeinschaft der DolcheLu, Marie: Die Gemeinschaft der Dolche (Young Elites ; 1), Loewe Verl.
„Die Gemeinschaft der Dolche“ ist der erste Teil einer Fantasy-Trilogie. Die junge Adelina Amourteru ist die ältere Tochter eines Kaufmanns. Als kleines Kind erkrankte sie am mysteriösen Blutfieber, welches die Kinder gezeichnet zurücklässt, aber Adelina erhielt dadurch eine übernatürliche Begabung. Um nicht von ihrem grausamen Vater als Lustobjekt verkauft zu werden, ergreift sie die Flucht. Auf dieser, wird sie von Raffaele entdeckt, der Begabte für die „Gemeinschaft der Dolche“ sucht. Die Gemeinschaft hat sich der Mission verschrieben das regierende Königspaar und den ersten Inquisitor zu stürzen, die alle Gezeichneten vernichten wollen. Im Laufe des Romans verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse als Adelina von dem ersten Inquisitor erpresst wird. Der Roman von Marie Lu ist voll von beeindruckenden Charakteren und Zwickmühlen, die einen zum Grübeln bringen, in einer Welt, die nicht nur Gut und Böse ist.

 

Buchtipp Oktober 2019

Cover des Buches Das Schmetterlingszimmer

Riley, Lucinda: Das Schmetterlingshaus, Goldmann Verl.
Posy Montague wächst in den Vierzigerjahren mit ihren Eltern im Anwesen Admiral House auf. Als ihr Vater zurück in den Kriegseinsatz muss, schickt ihre Mutter Posy zur Großmutter. Dort erfährt das Mädchen schließlich vom Tod ihres Vaters. Statt nach Admiral House zurückkehren, wird Posy in ein Internat geschickt. Jahrelang sieht sie weder ihr Zuhause noch ihre Mutter wieder. Fünfzig Jahre später ist Posy Witwe und bewohnt das herrschaftliche Anwesen ihrer Kindheit allein. Da taucht eines Tages ihre ehemalige Jugendliebe Freddie auf, der ihre Beziehung in der Vergangenheit überstürzt beendet hat. Obwohl die alte Sympathie zwischen den beiden noch vorhanden ist, scheint er eine seltsame Abneigung gegenüber Admiral House zu hegen. Wie bei allen Büchern von Lucinda Riley, spielt die Geschichte einmal in der Gegenwart und einmal in der Vergangenheit. Anfangs liest sich die Geschichte eher ruhig, aber die Neugier auf „Mehr“ wird auf jeden Fall geweckt, denn man spürt, dass im Hintergrund einige Geheimnisse bestehen, die im Laufe des Buches dann auch tatsächlich aufgedeckt werden.

Buchtipp September 2019

Cover des Buches WestwallGollhardt, Benedikt: Westwall, Penguin
Eine Gruppe entwurzelter Jugendlicher findet eine neue Heimat im Radikalismus und bei ihrer Anführerin Ira. Dazu kommt eine Gruppe ewig Gestriger, ein völlig desillusionierter Polizeiausbilder, der mit Altnazis sympathisiert, ein ehemaliger Neonazi, der als V-Mann für den Verfassungsschutz arbeiten soll sowie ein Beamter des Verfassungsschutzes, der ein doppeltes Spiel spielt. Mittendrin steht die junge Polizeischülerin Julia, die scheinbar zufällig den attraktiven Nick kennenlernt und ihm schnell näher kommt, bis sie auf dem Rücken des Schlafenden ein Hakenkreuz-Tattoo und einen ganz anderen Namen in seinem Ausweis entdeckt. Die Suche nach der Wahrheit führt Julia in die menschenleeren Wälder der Eifel bis hin zum Westwall, einem alten Verteidigungssystem aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Drehbuchautor bekannter Fernsehserien greift in seinem Thrillerdebüt aktuelle Tendenzen auf und webt daraus mit viel Hintergrundwissen aus Geheimdienst- und Polizeiarbeit einen spannenden Stoff mit zahlreichen Wendungen: Viele Charaktere haben dunkle Geheimnisse, falsche Identitäten oder leben ein Doppelleben – traue niemandem!

Buchtipp August 2019

Cover des Buches Das Blut der sieben Könige

Goddyn, Regis: Das Blut der sieben Könige, Cross Cult Amigo Grafik

Einst gab es sieben Könige, in deren Adern floss blaues Blut. Gewöhnliche Menschen hatten rotes Blut. Das blaue Blut kennzeichnete die Herrscher, das rote Blut die Beherrschten. Doch es kam, wie es kommen muss. Die Könige begehrten gewöhnliche Frauen. Und so mischten sich blaues und rotes Blut. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten mit denen die Herrscher gesegnet waren, tauchten plötzlich im gemeinen Volk auf. Und ein Mensch, der tausend Jahre lebt, will mehr als ein normaler Sterblicher. Der Beginn der Kriege um Macht und Reichtum…Ein grandioser Einstieg in eine neue Fantasy-Saga mit sehr sympathischen Helden und Intrigen spinnenden Herrschern.

 

Buchtipp Juli 2019

Cover des Buches Maschinen wie ichMcEwan, Ian: Maschinen wie ich, Diogenes

Der intelligente aber nicht sonderlich lebenstüchtige Charlie gibt den Rest seines Vermögens aus, um einen der ersten Androiden – Adam – zu ergattern. Zusammen mit seiner Nachbarin und Freundin Miranda konfiguriert Charlie Adams Persönlichkeit. Somit sieht Adam nicht mehr nur aus wie ein Mensch, er denkt, er handelt und er fühlt. Adam spekuliert erfolgreich an der Börse, verschafft Charlie auf diese Weise finanziellen Freiraum, er hilft im Haushalt, er diskutiert gerne und schläft dank technischer Raffinesse mit Miranda. Nicht nur das, Adam verliebt sich in sie und verfasst tausende Haiku. Fortan steht dieses Dreiecksverhältnis unter großer Anspannung, denn Adam wird nicht Charlies und Mirandas „Kind“ sondern mehr und mehr Charlies Rivale. Der immerzu lernfähige Android bezeichnet sich sogar als den besseren Menschen, denn er Mensch selbst wird immer unperfekt bleiben. Charlie beginnt seine KI zu hassen, er sucht Rat bei seinem großen Vorbild Alan Turing. Ian McEwan siedelt seine Geschichte im London der 1980-er Jahre an. Vieles erscheint uns auf den ersten Blick vertraut und doch ist alles anders. Technische Errungenschaften der letzten Jahre sind bereits „olle Kamellen“, vieles ist sogar schon weiter entwickelt. In einem großen Bogen verwebt Ian McEwan große Fragen unserer Zeit, stellt die Frage nach Künstlicher Intelligenz auf die philosophische, rationale und wissenschaftliche Weise. Ein fesselnder Roman, der zum Nachdenken anregt.

Buchtipp Juni 2019

Cover des Buches Eine andere Vorstellung vom GlückLevy, Marc: Eine andere Vorstellung vom Glück, Blanvalet

Philadelphia, Frühjahr 2010: Nach dreißig Jahren Haft flieht Agatha aus dem Gefängnis, obwohl sie nur noch fünf Jahre zu verbüßen hätte. An einer Tankstelle steigt sie einfach zu einer jungen Frau ins Auto und zwingt sie, nach San Francisco zu fahren. Zuerst erschrocken, findet Milly, die bisher ein eher langweiliges Leben führte, Gefallen an der geheimnisvollen Agatha. Aus der Geisel wird eine Komplizin. Fünf Tage lang fahren sie quer durch die USA. Bei jedem Halt treffen Sie jemanden aus Agathas Vergangenheit, kommen ihrem Geheimnis näher - und  auch ihrer großen Liebe. Als Leser ahnt man schon, dass alle Personen irgendwie miteinander verbunden sind. Aber was genau dahinter steckt, erfährt man als Leser erst am Ende. Für Milly, die noch das ganze Leben vor sich hat, stellt sich die Frage: Wie weit darf man auf der Suche nach dem Glück gehen? Spannend und geheimnisvoll führt Levy seine Leser bis zum Schluss durch das Buch. Ganz gleich ob zu Hause auf dem Balkon oder am Strand - eine unterhaltsame Sommerlektüre für alle Tage!

Buchtipp Mai 2019, Azubi-Tipp für Jugendliche

Cover des Buches Playlist meiner miesen Entscheidungen

Rubens, Michael: Playlist meiner miesen Entscheidungen, dtv

Austin Methune ist ein 16 jähriger Junge, der ganz in seiner Musik lebt. Am liebsten spielt er auf der 4000 $ Mandoline, die dem Freund seiner Mutter gehört. Als diese jedoch bei einem unglücklichen Unfall, in dem sowohl Drogen als auch Mädchen eine Rolle spielen, kaputt geht, muss Austin, um diese zu ersetzen, einen Job annehmen. Seine große Leidenschaft, die Musik, scheint in diesem Sommer wohl aufgrund Nachhilfe und Arbeit zurückstehen. Doch dann steht urplötzlich der Musiker Shane Tyler vor seiner Haustür und Austin erfährt, dass dieser auch noch sein Vater ist. Scheinbar geht ein Traum in Erfüllung. Doch wie es so ist, trügt der Schein. Durch das ganze Buch hinweg zieht sich die Angst, dass Austin das einzige Mädchen, das ihm wirklich etwas bedeutet, verlieren kann. Rubens spricht in seinem Roman über sehr ernste Themen wie Drogen und auch Gewalt, jedoch auf eine äußerst faszinierende und mitreißende Art und Weise. Er bringt diese ernsten Themen so natürlich in den Verlauf der Geschichte ein, dass es sowohl erschreckend als auch lustig erscheint. Bei „Playlist meiner miesen Entscheidungen“ handelt es sich definitiv um ein Buch, bei dem man lachen, aber auch nachdenklich werden kann.

Buchtipp April 2019

Cover des Buches Vox

Dalcher, Christina: Vox, S. Fischer

Amerika – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Fundamentalistische Christen haben die USA übernommen. Den dort lebenden Frauen werden Stück für Stück die Rechte entzogen. Von heute auf morgen dürfen sie ihre Häuser nicht mehr einfach so verlassen, sondern nur noch nach draußen gehen um ganz bestimmte Dinge zu erledigen. Und sie dürfen nicht mehr als 100 Worte täglich sprechen. Frauen müssen ein Armband tragen, welches sie als eventuelle Rebellinnen erkennt und werden mit Stromstößen bestraft. Und das passiert im 21. Jahrhundert. Christina Dalcher zeigt in ihrem Debüt-Roman, wie die Welt sich verändern könnte, wenn wir nichts dagegen tun. In einem Amerika der nahen Zukunft erzählt sie die Geschichte einer Frau, die nicht schweigen möchte, denn ihr und unzähligen anderen Frauen werden unter anderem auch all ihre Träume genommen. Die Spannung wird gekonnt aufgebaut, man fiebert mit und hat das Gefühl, sofort etwas an dieser Situation ändern zu müssen!

Buchtipp März 2019

Cover des Buches Sophies Tagebuch Remin, Nicolas: Sophies Tagebuch, Kindler Verl.

Berlin zur Zeit des Mauerfalls: Die Lehrerin Erika zur Linde erbt nach dem Selbstmord ihres verwitweten Vaters viel Geld und das Tagebuch ihrer Mutter, das sie in die Zeit des 2. Weltkrieges zurückführt und ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Während ihr Vater als Offizier in den Krieg musste, hielt ihre Mutter Sophie Felix Auerbach, den blonden, attraktiven Juden und Schulfreund ihres Vaters, bei sich versteckt, die Welt der regimetreuen Neunzehnjährigen gerät ins Wanken. Erika ahnt zunächst nicht, wie stark die Ereignisse von damals sie persönlich betreffen, ihre Nachforschungen bringen ihr Erbe, den Ruf ihres Vaters und nicht zuletzt ihre eigene Identität in Gefahr. Der Autor lässt seine Charaktere auf zwei Zeitebenen agieren, die ähnlich und doch verschieden sind. Die Vergangenheit wird durch die Tagebucheinträge beleuchtet, die Gegenwart, also das Berlin im Jahre 1989, erlebt der Leser durch Erika. Dadurch bekommt das packende Familiendrama einen besonderen Reiz und bietet außergewöhnliche Spannung mit authentischem Lokalkolorit. Literarisch anspruchsvoll verwebt Nicolas Remin historische Eckdaten der deutschen Geschichte mit Fiktion.

Buchtipp Februar 2019

Cover des Buches Das Erwachen

 

Erle, Thomas: Das Erwachen (Das Lied der Wächter ; 1), Gmeiner Verlag

Der Schwarzwald – wie wir ihn kennen – existiert nicht mehr. Nach einem Atomunfall wurde die Region evakuiert und hermetisch abgeriegelt. Leben kann dort niemand mehr. Die Eltern von Felix befanden sich am Tag der Katastrophe auf einer Wanderung am Feldberg. Von dort sind sie nicht zurück gekehrt. An seinem 16. Geburtstag erhält Felix einen Brief, der Fragen aufkommen lässt: Leben in der Sperrzone doch noch Menschen? Wie gefährlich ist die radioaktive Strahlung wirklich? Was wäre, wenn seine Eltern den GAU überlebt hätten? Felix macht sich auf die Suche nach Antworten. Er dringt in die verbotene Zone ein. Und sehr schnell muss Felix feststellen, dass die Strahlenbelastung sein geringstes Problem ist. Ein gut zu lesender Roman, der Lust auf mehr macht. Die Brisanz ist aufgrund der Thematik nicht von der Hand zu weisen. Da tut ein bisschen Fantasy gut, damit das Grauen nicht übermächtig wird.

Buchtipp Januar 2019

Cover des Buchs Mercy Seat

 

Winthrop, Elizabeth H.: Mercy Seat, C. H. Beck
Louisiana, 1940. Es ist der Vorabend einer Hinrichtung. Der junge Will Jones wurde zum Tode verurteilt. Der Afroamerikaner soll ein weißes Mädchen vergewaltigt haben. Tatsächlich waren die Beiden ein Paar; sie beging jedoch aus Verzweiflung Selbstmord. Will selbst hat sich, von seinen Schuldgefühlen gequält, im Gefängnis mit seinem Schicksal abgefunden und akzeptiert sein Urteil. Sehr einfühlsam erzählt Elizabeth H. Winthrop, wie einzelne Personen diesem Tag entgegen gehen. Da ist der Vater, der seinem Sohn einen Grabstein stellen möchte, der an sich selbst zweifelnde Staatsanwalt, die beiden Männer, die den elektrischen Stuhl nach St. Martinsville transportieren. Beruhend auf   einer wahren Geschichte berührt „Mercy Seat“ in seiner Intensität und lässt den Leser das Buch kaum aus der Hand legen.

 

Buchtipp Dezember 2018

Cover des Buches Forderung

Grisham, John: Forderung, Heyne Verl.

Meisterhaft erzählt John Grisham von Betrug, Profitgier und Rache.Im Zentrum der Handlung stehen die Jurastudenten Mark, Todd und Zola. Sie wollten die Welt verändern, als sie ihr Jurastudium aufnahmen. Doch jetzt stehen die Studenten kurz vor dem Examen und müssen sich eingestehen, dass sie einem Betrug aufgesessen sind. Aufgrund der horrenden Studiengebühren sind sie tief verschuldet. Aber vielleicht gibt es einen Ausweg, nicht nur dem Schuldenberg zu entkommen, sondern auch die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ein geniales Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf. Bis zum Schluss stellt sich die Frage, können sie das System austricksen?
Grisham thematisiert in seinem neuen Thriller das System der privaten Jura-Hochschulen in den USA, das sich zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt hat. Inspiriert wurde er von einem Zeitungsartikel über den Betrug solcher Hochschulen, die junge Leute mit dem Versprechen auf eine gute Zukunft in die Schuldenfalle treiben.

 

Buchtipp November 2018

Cover des Buches Das Nachtfräuleinspiel

Jonuleit, Anja: Das Nachtfräuleinspiel, dtv

Schwanger und im Stich gelassen von ihrem Lehrer, dann infolge eines „harmlosen“ Faschingsbrauchs vergewaltigt, hat die 17-jährige Annamaria nach dem frühen Tod ihrer Eltern schließlich Glück im Unglück und wird von der Familie aufgenommen, die sie schon lange im Stillen bewundert. Dort schöpft das junge Mädchen neue Hoffnung, aber die Idylle ist trügerisch, denn im Haus herrscht Übermutter Liane, durch eine TV-Serie berühmte Kindertherapeutin und Mutter von fünf Kindern. Während sie schonungslos an ihrer Karriere arbeitet, wendet sie bei ihren Kindern die fragwürdigen Erziehungsmethoden der umstrittenen „Festhalte-Therapie“ nach Prekop an. Allmählich begreift Annamaria, welche Abgründe sich hinter der Fassade dieser perfekten Familie auftun. Der gut recherchierte Roman beeindruckt mit einer schockierenden und dramatischen Geschichte, die man kaum aus der Hand legen kann!