Schon der junge Werbegrafiker hatte nicht aufgehört, für New Yorker Modezeitschriften Schuhe, immer nur Schuhe zu zeichnen, und weil er die Mädchenschrift seiner Mutter mochte, ließ er sie Einzeiler unter diese Zeichnungen schreiben wie zum Beispiel "Schuh oder nicht Schuh".
Schuhe, grüne, graue, rote, finden sich auch im Band "Bilder für Kinder", der das Werk Warhols in Verbindung setzt zu seinem Leben und gleichzeitig mit Kinderblick auf seine Kunst zu blicken versucht. Als Warhol 1960 damit begann, die Bilder und Zeichen seiner Alltagswelt hundertfach nachzudrucken - Superman, Dollarschein, Suppendose -, tat er dies unter dem Motto "Alles ist hübsch". Das hat nun auf den ersten Blick fraglos etwas Kindlich-Naives, aber Warhol, der Bildervervielfältiger, begriff ja auch Katastrophen, Waffen oder den Elektrischen Stuhl als Fakten, die nunmal Bestandteile des Lebens sind, ob man will oder nicht - und erst die Gleichzeitigkeit all dieser Motive ergab für ihn, der sich selbst als Maschine, also als Durchlauferhitzer der Bilder bezeichnete, ein getreues Abbild der modernen Welt. So schuf er - auch das gehört zum kindlichen Denken - eine moralfreie Zone in seiner Kunst, dank eines vorurteilsfreien, niemals kitschverdächtigen, sorgsam auswählenden Blicks.
Ob er nun bunte Spielzeug-Drucke für seine Ausstellung "Bilder für Kinder" schuf, silberne Heliumkissen unter Galeriedecken schweben ließ, ob er filmte, ein Magazin herausgab oder hemmungslos alles sammelte, was ihm unter die Finger kam -, Andy Warhol war nicht nur so etwas wie der Jedermann der modernen Kunstgeschichte. Er ist auch ein Vorbild für viele der heutigen Künstler. Egal, wie alt sie nun sind.
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Jahr:
2007
Verlag:
München, Süddeutsche Zeitung
Aufsätze:
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ISBN:
978-3-86615-573-2
Beschreibung:
28 S.; zahlr. Ill.
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Mediengruppe:
Kinderbücher